Fahrradschloss Kaufberatung: So wählen Sie das richtige Produkt
- Das Wichtigste in Kürze
- Kein Fahrradschloss bietet einen hundertprozentigen Diebstahlschutz, hochwertige Modelle erhöhen die Sicherheit Ihres Gefährts aber enorm.
- Um es Dieben besonders schwer zu machen, sichern Sie Ihr Fahrrad mit zwei unterschiedlichen Schlosstypen.
- Bei der Wahl eines Fahrradschlosses heißt es, zwischen Sicherheit und Komfort abzuwägen.
- Den besten Diebstahlschutz bieten hochwertige Bügelschlösser, sie sind allerdings sehr schwer und sperrig.
- Einen guten Kompromiss zwischen Sicherheit und Flexibilität stellen Falt- und Kettenschlösser dar. Rahmen- und Kabelschlösser sind als alleiniger Diebstahlschutz nicht empfehlenswert.
Dieben das Leben schwermachen
Fahrräder sind ein umweltfreundliches und gleichzeitig gesundes Transportmittel. Leider sind die zweirädrigen Fortbewegungsmittel auch bei Dieben beliebt: Im Jahr 2019 registrierte die Polizei in Deutschland knapp 280.000 Fälle von Fahrraddiebstahl. Da längst nicht alle Diebstähle der Polizei gemeldet werden, ist die Dunkelziffer vermutlich deutlich höher. Eine Übersicht des Portals Statista zeigt dennoch, dass die Anzahl polizeilich erfasster Fahrraddiebstähle in den vergangenen Jahren zurückging. Mit knapp 360.000 Fällen waren es im Jahr 2008 noch rund 80.000 registrierte Diebstähle mehr als 2019. Ein Grund für den Rückgang kann die Verfügbarkeit besserer Sicherungsoptionen sein, die den Dieben das Handwerk erschweren. Wer sein neues Fahrrad nicht gleich wieder loswerden möchte, sollte also in jedem Fall in ein gutes Fahrradschloss investieren.
Abschrecken und Zeit gewinnen
Einen hundertprozentigen Diebstahlschutz bietet kein Fahrradschloss – mit ausreichend Zeit und dem richtigen Werkzeug wie etwa Bolzenschneidern lässt sich auch die robusteste Variante knacken. Dennoch erhöhen hochwertige Modelle die Sicherheit des Fahrrads deutlich. Zum einen schrecken gute Fahrradschlösser Diebe bereits ab, zum anderen machen sie ihnen das Mitnehmen des Fahrrads möglichst schwer. Je länger es dauert, das Schloss zu knacken, umso höher wird das Risiko, auf frischer Tat ertappt zu werden. Daher sollte ein Fahrradschloss einer Empfehlung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) zufolge mindestens drei Minuten lang gewaltsamen Aufbruchsversuchen standhalten. Der ADFC rät darüber hinaus, in zwei Fahrradschlösser unterschiedlichen Typs zu investieren, da sich Fahrraddiebe häufig auf eine Bauart spezialisieren.
Fahrradschlösser für verschiedene Einsatzzwecke
Nach ihrer Bauart lassen sich Fahrradschlösser in fünf verschiedene Typen unterteilen. Während hochwertige Bügel-, Kabel-, Ketten- und Faltschlösser eine hohe Sicherheit bieten, reichen Rahmenschlösser als alleiniger Schutz nicht aus, sondern eignen sich höchstens als zusätzliche Absicherung zusammen mit einem anderen Schlosstyp.
Bügelschloss: Das Maximum an Sicherheit
Bügelschlösser sind Experten zufolge die sicherste Schlossart. Sie bestehen aus zwei Teilen: einem großen, u-förmigen Metallbügel und einem geraden Verschlussriegel, in den der Bügel gesteckt wird. Die beiden Bestandteile sind unbeweglich und aus gehärtetem Stahl gefertigt, was sie besonders robust und schwer durchtrennbar macht. Je dicker die Bügel sind, umso schwieriger ist es, das Schloss zu knacken.
Allerdings sind hochwertige Bügelschlösser mit einem Gewicht von etwa 1,5 bis 3,0 Kilogramm ziemlich schwer, sperrig und unhandlich. Dementsprechend mühsam ist der Transport über weite Strecken. Fahrradbesitzer müssen also zwischen Komfort und Sicherheit abwägen. Für lange Fahrradtouren, auf denen das Rad zwischendurch kurz in Sichtweite abgestellt wird, ist ein schweres Bügelschloss beispielsweise nicht unbedingt nötig. Zum längerfristigen Abschließen vor der Haustür oder im einbruchgefährdeten Keller bietet es dagegen einen hohen Diebstahlschutz. Beachten Sie, dass der Bügel unflexibel ist, was die Wahl einer passenden Anschlussmöglichkeit erschwert. Viele Modelle sind beispielsweise zu klein, um das Fahrrad damit an einen dicken Laternenpfahl oder einen massiven Baum anzuschließen.
Kettenschloss: Die flexible Alternative
Kettenschlösser bestehen aus massiven Stahlgliedern, die zum Schutz vor Rost meist mit Kunststoff oder Nylon ummantelt sind. Je dicker die Kettenglieder sind, umso mehr Sicherheit bieten die Schlösser. Während sich dünne Ketten mit Durchmessern von fünf oder sechs Millimetern innerhalb weniger Sekunden mit einem Bolzenschneider durchtrennen lassen, bieten dicke Kettenschlösser einen ähnlich zuverlässigen Diebstahlschutz wie Bügelschlösser. Allerdings sind sie mit einem Gewicht von bis zu 4,5 Kilogramm noch schwerer als viele Bügelschlösser.
Der große Vorteil einer Kette gegenüber einem Bügelschloss ist die Flexibilität. Längere Kettenschlösser lassen sich beispielsweise problemlos durch Fahrradrahmen sowie Vorderrad fädeln und um einen Laternenmast legen oder auch zum Anschließen mehrerer Fahrräder verwenden. Zudem können Sie die Kette zum Transport kompakt zusammenfalten.
Faltschloss: Ein guter Kompromiss zwischen handlich und sicher
Sogenannte Faltschlösser bestehen aus mehreren Teilen, die aus gehärtetem Stahl gefertigt und durch Gelenke miteinander verbunden sind. Somit lassen sie sich zusammenklappen und in einer mitgelieferten Halterung am Fahrrad verstauen. Sie wiegen zwischen 0,7 und 2,0 Kilogramm, also weniger als viele Bügelschlösser. Dank robuster, recht breiter Glieder und Gelenke sind hochwertige Faltschlösser schwer zu knacken. Hierbei handelt es sich um einen guten Kompromiss zwischen Sicherheit und Komfort.
Faltschlösser sind weniger sperrig als Bügelschlösser, aber nicht ganz so flexibel wie Ketten- oder Kabelschlösser. Mit ausreichend langen Modellen können Sie Ihr Fahrrad aber gut an breitere Gegenstände anschließen. Faltschlösser sind zum Beispiel eine gute Lösung für den Arbeitsweg. Sie transportieren das Schloss bequem am Fahrrad und schließen Ihr Rad damit vor Ort vergleichsweise sicher ab.
Kabelschloss: Flexibel und leicht, aber weniger sicher
Einfache Kabelschlösser bestehen aus geflochtenen Stahlseilen mit einer Gummiummantelung. Sie sind flexibel und leicht, allerdings auch einfach zu knacken – ein Seitenschneider durchtrennt sie innerhalb weniger Sekunden. Zwar reichen solche Modelle aus, um beispielsweise ein altes Fahrrad beziehungsweise ein weiteres Schloss zusätzlich abzusichern oder das Fahrrad zum Brötchen-Holen kurz vor dem Bäcker anzuschließen. Als alleiniger, längerfristiger Diebstahlschutz sind sie jedoch ungeeignet. Mehr Sicherheit bieten Panzerkabelschlösser, deren Stahlseile mit Stahlhülsen ummantelt sind. Sie lassen sich deutlich schwerer durchtrennen als einfache Kabelschlösser. Im Vergleich zu hochwertigen Bügel-, Ketten- oder Faltschlössern sind sie dennoch leichter zu knacken.
Der Pluspunkt der Kabelschlösser ist ihre komfortable Handhabung. Bei ausreichender Länge schließen Sie Ihr Rad damit problemlos an breitere Gegenstände wie Laternenpfähle an. Mit einigen Modellen können Sie auch zwei Fahrräder zusammen sichern. Zudem fallen Kabelschlösser beim Transport weniger ins Gewicht als schwere Bügelschlösser.
Rahmenschloss: Nur als Zweitschloss empfehlenswert
Rahmenschlösser sind direkt in den Fahrradrahmen integriert und bei vielen Rädern als Basisschutz verbaut. Sie befinden sich am Hinterrad, das beim Abschließen durch einen Metallstift zwischen den Speichen blockiert wird. Günstige Modelle bestehen aus Kunststoff, hochwertigere aus Stahl. Rahmenschlösser sind sehr komfortabel, da sie lediglich geschlossen und nicht jedes Mal aufs Neue ums Rad gelegt werden müssen. Zudem sind sie die leichteste und günstigste Schlossvariante, allerdings auch die unsicherste.
Warum ist ein Rahmenschloss nicht empfehlenswert?
Rahmenschlösser reichen als alleinige Diebstahlsicherung nicht aus. Sie können Ihr Fahrrad damit nicht an fest verankerte Gegenstände anschließen. Stattdessen blockieren die Schlösser lediglich ein Rad und sind vielmehr eine Wegfahrsperre. Durch Anheben des gesicherten Hinterrads lässt sich das Fahrrad trotz Rahmenschloss problemlos wegschieben. Darüber hinaus sind günstige Modelle aus Kunststoff sehr leicht zu knacken. Teilweise reicht es aus, das verschlossene Rad anzuheben und auf den Boden fallen zu lassen. Als alleinige Absicherung sollten Sie das Rahmenschloss höchstens verwenden, wenn Sie Ihr Rad kurz in Sichtweite abstellen. Besser eignet es sich als zusätzlicher Diebstahlschutz, etwa zu einem sicheren Kettenschloss. Beispielsweise bietet der Hersteller Abus Kombinationen aus Rahmen- und Kettenschlössern an.
Die verschiedenen Fahrradschloss-Typen im Überblick
Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Merkmale der verschiedenen Schlosstypen:
Schlossart | Bügelschloss | Kettenschloss | Faltschloss | Kabelschloss | Rahmenschloss |
---|---|---|---|---|---|
Diebstahlschutz | Sehr hoch | Hoch | Hoch | Niedrig | Sehr niedrig |
Flexibilität | Keine | Hoch | Mittel | Hoch | Keine |
Gewicht | 1,5–3,0 kg | 0,7–4,5 kg | 0,7–2,0 kg | 0,2–1,0 kg | 0,5–1,0 kg |
Preis | 30–250 € | 15–200 € | 20–150 € | 5–100 € | 10–50 € |
Beispielmodelle | Abus Granit Xplus, Trelock BS 450 | Kryptonite New York Chain, Abus Granit Xplus | Abus Bordo Granit XPlus, Trelock FS 460 | Abus Citychain, On-Guard Beast | Abus Amparo, AXA Defender |
Welche Schließmöglichkeiten gibt es?
Unabhängig von der Schlossart gibt es verschiedene Schließmechanismen. Der Klassiker ist der Schließzylinder mit Schlüssel. Diese Variante ist laut ADFC auch die sicherste. Wer keinen Schlüssel mit sich führen will, findet in einem Zahlenschloss eine gute Alternative. Hierfür müssen Sie sich je nach Modell einen drei- bis fünfstelligen Code merken, mit dem Sie das Schloss öffnen. Die Digitalisierung macht auch vor Fahrradschlössern nicht halt: Anstelle eines Schlüssels oder Codes können Sie einige Modelle per App mit dem Smartphone öffnen und schließen.
Die Vor- und Nachteile der drei Schließoptionen beleuchten wir im Folgenden:
Zylinderschloss
Zylinderschlösser, vor allem Modelle mit Drehscheibenzylinder, sind sehr sicher. Solange Sie Ihren Schlüssel bei sich haben, ist das Schloss ohne Gewalt kaum zu öffnen. Das sogenannte Lock-Picking mit speziellem Werkzeug wird in der Praxis kaum angewandt. Darüber hinaus sind Zylinderschlösser mit dem Schlüssel unkompliziert ver- beziehungsweise aufschließbar. Hochwertige Modelle haben ein LED-Licht am Schlüssel, welches das Aufschließen im Dunkeln erleichtert. Allerdings besteht immer das Risiko, den Schlüssel zu verlegen oder zu verlieren. Zudem kann er verbiegen oder im Schloss abbrechen.
Zahlenschloss
Beim Zahlenschloss gilt: Je mehr Stellen es hat, umso schwieriger lässt sich der Code erraten. Ein dreistelliges Schloss ist nicht zu empfehlen, sicherer sind vier- und fünfstellige Modelle. Der Vorteil gegenüber dem Zylinderschloss: Es gibt keinen Schlüssel, den Sie verlegen oder verlieren können. Dafür besteht das Risiko, den Zahlencode zu vergessen oder beim Einstellen der Kombination ausgespäht zu werden. Bei der Wahl eines Zahlenschlosses sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Sie die Kombination ändern können.
App-Fahrradschloss
Elektronische Fahrradschlösser, die mit dem Smartphone gesteuert werden, sind besonders komfortabel. Sie benötigen weder einen Schlüssel noch eine Zahlenkombination. Je nach Modell schließt sich das Schloss sogar automatisch, sobald Sie sich vom Fahrrad entfernen, und alarmiert Sie bei einem Aufbruchversuch via App. Allerdings müssen Sie den Akku des Schlosses regelmäßig laden. Zudem haben die smarten Fahrradschlösser die Nachteile, dass sie noch teurer und weniger sicher sind als die Alternativen. Meist handelt es dabei nämlich um Rahmenschlösser. Außerdem stellt die Verbindung zwischen Schloss und Smartphone ein neues Sicherheitsrisiko dar.
App-Schloss öffnen bei leerem Akku?
App-Schlösser mögen besonders komfortabel sein, doch bleibt die Frage, wie sich das Schloss öffnen lässt, wenn sein Akku leer ist. Eine Art Notfallschlüssel bieten die smarten Modelle bislang nicht. Stattdessen warnen sie ihre Besitzer bei niedrigem Akkustand. Verabschiedet sich der Akku, bevor sie das Schloss öffnen können, müssen Nutzer es beispielsweise über eine Powerbank mit Strom versorgen, sofern sie es nicht gewaltsam öffnen möchten.
Wie finde ich das richtige Fahrradschloss?
Auch innerhalb der verschiedenen Schlosstypen unterscheiden sich die Modelle teilweise stark voneinander. Für die Sicherheit, die das Schloss bietet, ist neben dem Schließmechanismus vor allem das Material ausschlaggebend, das auch das Gewicht bestimmt. Eine Orientierung bieten Prüfsiegel sowie die Sicherheitslevel der Hersteller. Je nachdem, woran Sie Ihr Rad anschließen möchten, spielt zudem die Gesamtlänge des Schlosses eine Rolle. Darüber hinaus sind einige Modelle mit einem akustischen Alarm ausgestattet.
Material
Besonders robust und unnachgiebig sind Fahrradschlösser aus gehärtetem Stahl. Idealerweise besteht das Schloss durchgängig aus diesem Material. Das ist bei den meisten Bügelschlössern sowie hochwertigen Falt- und Kettenschlössern der Fall. Vor allem bei schweren Kettenschlössern sollten Sie auf eine abfedernde Textil- oder Kunststoffummantelung achten. Sie schützt den Lack Ihres Fahrrads vor Kratzern, wenn die schwere Kette beim Anschließen dagegen schlägt. Auch Kabelschlösser sind üblicherweise ummantelt. Sie sind aus Stahlseilen zusammengesetzt, die vergleichsweise leicht zu durchtrennen sind. Bei sogenannten Panzerkabelschlössern bietet eine Stahlummantelung zusätzlichen Schutz.
Gewicht
Gehärteter Stahl ist kein leichtes Material, zudem gilt: Je dicker die Schlosskomponenten sind, desto schwerer durchtrennbar sind sie. Ein sicheres Schloss bringt also viel Gewicht auf die Waage. Besonders schwer sind robuste Kettenschlösser mit bis zu 4,5 Kilogramm, dicht gefolgt von Bügelschlössern mit bis zu 3,0 Kilogramm. Etwas leichter fallen Faltschlösser aus: Schwere Modelle wiegen etwa 2,0 Kilogramm. Bei allen drei Schlosstypen sollten Sie ein Modell mit mindestens 1,5 Kilogramm wählen, um auf Nummer sicher zu gehen. Wer nach einem besonders leichten Schloss sucht, wird bei Kabel- und Rahmenschlössern fündig. Beide Varianten gibt es mit Gewichten unter 0,5 Kilogramm. Solche Leichtgewichte eignen sich allerdings nur als Zweitschloss zur zusätzlichen Absicherung oder zum kurzfristigen Abschließen in Sichtweite.
Prüfsiegel
Schlösser, die robust und sicher aussehen, sind nicht immer auch schwer zu knacken. Auskunft über die Sicherheit der verschiedenen Modelle geben Siegel unabhängiger Prüfinstitutionen. Verlässliche Qualitätsnachweise sind unter anderem das ADFC- und das VdS-Siegel. Schlösser mit diesen Zertifizierungen wurden nach der Norm DIN EN 15496 geprüft. Die Tests umfassen je nach Bauart des Schlosses Sägen, Bohren und Kneifen mit diversen Spezialwerkzeugen sowie gezielte Angriffe auf den Schließzylinder. Darüber hinaus müssen die Fahrradschlösser den Tiefkühltest bestehen, um ein Gütesiegel zu erhalten. Hierbei wird das komplette Schloss auf minus 20 Grad Celsius heruntergekühlt und im Anschluss mit Hammer und Meißel bearbeitet.
VdS – Vertrauen durch Sicherheit
Das VdS-Siegel wird vom Verband der Schadensversicherer herausgegeben. Er stuft die VdS-geprüften Zweiradschlosser in die Klassen „A“ und „B“ ein. Schlösser der Klasse A eignen sich zum Anschließen von Fahrrädern, Modelle der Klasse B für Motorräder. Mit Ausführungen, die mit dem Zusatzzeichen „+“ gekennzeichnet sind, können Sie Ihr Zweirad gut an festverankerte Gegenstände wie Geländer anschließen. Im VdS-Prüfverfahren werden die Schlösser auf ihre Funktionssicherheit, Zuverlässigkeit, Witterungsbeständigkeit und Handhabung getestet.
ADFC – Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
Der ADFC setzt sich für die Verkehrswende in Deutschland und gut ausgearbeitete Radverkehrsnetze ein. Er informiert nicht nur auf seiner Website über Fahrradschlösser, sondern vergibt auch das Gütesiegel „ADFC-empfohlene Qualität“. Um dieses zu erhalten, müssen die Schlösser einer Laborprüfung und einem Praxistest standhalten. Zudem bewertet der ADFC die Handhabbarkeit. Von dem ADFC-Versicherungspartner Pergande und Pöthe gibt es eine Liste der vom ADFC geprüften und anerkannten Fahrradschlösser. In dieser finden sich Bügel-, Falt-, Ketten- und Panzerkabelschlösser der Hersteller Abus, Trelock, Kryptonite sowie AXA Stenmann.
Sicherheitsklasse
Neben Gütesiegeln unabhängiger Testinstitute geben verschiedene Sicherheitsklassen einiger Anbieter Auskunft über den Diebstahlschutz eines Fahrradschlosses. Dabei ist zu beachten, dass die Hersteller ihre Sicherheitslevel selbst festlegen. Sie eignen sich also zum Vergleich von Schlössern desselben Fertigers, nicht aber von Modellen unterschiedlicher Unternehmen. Abus und AXA unterteilen ihre Schlösser beispielsweise in 15 Sicherheitsstufen, während es bei Kryptonite zehn und bei Trelock nur sechs Klassen gibt.
Handhabung und Maße
Je länger ein Schloss ist, umso einfacher können Sie Ihr Fahrrad damit an festverankerte Gegenstände anschließen. Mehr Länge bedeutet allerdings auch mehr Angriffsfläche und ein höheres Gewicht. Die größte Reichweite bieten Kabelschlösser mit Längen von bis zu zwei Metern. Sie sind damit ideal, um mehrere Fahrräder zusammenzuschließen. Bei den schwereren Ketten- und Faltschlössern achten Hersteller mehr auf Gewichtsreduktion, weshalb die Reichweite meist auf 0,7 bis 1,0 Meter begrenzt ist. Die geringste Reichweite haben Bügelschlösser mit 0,2 bis 0,5 Meter. Sie eignen sich schlecht zum Zusammenschließen mehrerer Räder und nur bedingt zum Anschließen an Gegenstände. Gar keine Reichweite hat das Rahmenschloss, das lediglich als Wegfahrsperre dient.
Akustischer Alarm
Vor allem smarte Fahrradschlösser, die sich per Bluetooth mit dem Smartphone verbinden lassen, sind meist mit einer Alarm-Funktion ausgestattet. Mittlerweile gibt es aber auch Zylinder- und Zahlenschlösser mit diesem Zusatz-Feature, etwa das Faltschloss Abus Bordo Alarm 6000 A. Fahrradschlösser mit akustischem Alarm werden in der Regel mit Batterien betrieben und stellen sich beim Schließen selbstständig scharf. Macht sich jemand an dem Schloss zu schaffen, ertönt ein lautes Signal, das Diebe abschreckt und die Aufmerksamkeit von Passanten auf sich zieht.
Wie viel kostet ein sicheres Fahrradschloss?
Günstige Rahmen- und Kabelschlösser sind bereits ab Preisen unter zehn Euro erhältlich. Der ADFC rät allerdings vom Kauf eines Schnäppchenschlosses ab, da hochwertige Materialien und sichere Schlosszylinder nun einmal teuer sind. Die Preise guter Falt-, Bügel- und Kettenschlösser beginnen bei etwa 50 Euro. Das ist auch der Mindestwert, den viele Fahrradversicherungen als Voraussetzung festlegen, um für einen Fahrraddiebstahl aufzukommen. Der TÜV Süd empfiehlt, sich beim Kauf eines Fahrradschlosses nach dem Preis des Fahrrads zu richten: Fünf bis zehn Prozent des Radpreises sollten Verbraucher für den Schlosskauf einplanen. Diese Faustregel lässt sich allerdings bei sehr hochpreisigen Fahrrädern kaum umsetzen. Bei solchen Modellen ist es ratsam, sie mit einem weiteren Schlosstyp abzusichern.
Sicherheitsklassen verschiedener Hersteller
Zu den bekanntesten Fahrradschloss-Herstellern zählen Abus, AXA, Kryptonite und Trelock. Sie unterteilen ihre Fahrradschlösser jeweils in eigens festgelegte Sicherheitsklassen.
Abus – 15 Sicherheitsstufen
Abus teilt seine Fahrradschlösser nach Zylindertechnik, Bügel- beziehungsweise Kettenstärke sowie Bedienbarkeit in 15 Sicherheitsklassen ein:
Level | 1–4 | 5–9 | 10–15 |
---|---|---|---|
Diebstahlschutz | Grundlegend | Erhöht | Maximal |
Empfohlenes Diebstahlrisiko | Gering | Gering bis mittel | Hoch |
Empfohlener Fahrradwert | Günstig | Mittel | Hochwertig |
Beispielmodell | Abus RACER 660 SHADOW | Abus Ugrip Bordo 570/80C | Abus Bordo Granit XPlus 6500/85 |
AXA – 15 Sicherheitsstufen
Bei AXA gibt es wie bei Abus für Fahrradschlösser 15 Sicherheitslevel, für Motorräder sogar 25. Die Sicherheitsklassen nennen sich hier „Safety-Index“ und bewerten die Aufbruchsicherheit.
Safety-Index | 1–6 | 7–9 | 10–15 |
---|---|---|---|
Diebstahlschutz | Basis-Sicherheit | Mittlere Sicherheit | Hohe Sicherheit |
Empfohlener Einsatzzweck | Bei geringem Diebstahlrisiko | Als Zweitschloss | Für teure Fahrräder |
Beispielmodell | AXA Newton Kabelschloss | AXA Toucan Faltschloss | AXA Linq Kettenschloss |
Kryptonite – 10 Sicherheitsstufen
Bei Kryptonite gibt es Fahrradschlösser in zehn Sicherheitsstufen, wobei eine 1 eine Abschreckungswirkung und eine 10 die ultimative Sicherheitsstufe bedeutet:
Sicherheitsstufe | 1–3 | 4–6 | 7–8 | 9–10 |
---|---|---|---|---|
Diebstahlschutz | Gering | Gering bis mittel | Mittel bis hoch | Hoch |
Geeigneter Abstellort | Ländliche Gegend | Innerstädtisch | Großstadt | Ballungsgebiet |
Geeignete Anschlusszeit | Kurz | Kurz | Ganztägig | Übernacht |
Beispielmodell | Kryptonite Kryptoflex 1265 Kabelschloss | Kryptonite Keeper 510 Faltschloss | Kryptonite Evolution Serie 4 Standard | Kryptonite New York Lock Standard |
Trelock – 6 Sicherheitsstufen
Der Hersteller Trelock teilt seine Fahrradschlösser in die „Security Level“ 1 bis 6 ein. Während sich Modelle mit der Stufe 1 lediglich als Zusatzsicherung bei kurzen Stopps eignen, bieten Schlösser mit dem Level 6 auch bei Nacht einen zuverlässigen Diebstahlschutz.
Security Level | 1–2 | 3–4 | 5–6 |
---|---|---|---|
Diebstahlschutz | Basissicherheit | Mittlere Sicherheit | Hohe Sicherheit |
Empfohlener Einsatzzweck | Zusatzsicherung | Zusatz- und Hauptsicherung | Zusatz- und Hauptsicherung |
Empfohlene Abstelldauer | Kurze Stopps | Tagsüber | Tag und Nacht |
Empfohlener Fahrradwert | Mittelpreisig | Mittel- bis hochpreisig | Hochpreisig |
Beispielmodell | Trelock SK 210 | Trelock U4 Plus | Trelock U6 |
Weiterführende Testberichte
Achtung: Hierbei handelt es sich um einen Vergleich. Wir haben die Fahrradschlösser nicht selbst getestet.
Die Verbraucherorganisation Stiftung Warentest veröffentlichte zuletzt im Mai 2019 einen Fahrradschloss-Test. Insgesamt 20 Schlösser prüften die Tester auf Herz und Nieren, darunter acht Bügel-, sieben Falt- und fünf Kettenschlösser. Die Preise der getesteten Schlösser liegen zwischen 35 und 130 Euro. Als Testkriterien zogen die Tester die folgenden vier heran:
- Aufbruchsicherheit (70 Prozent der Gesamtwertung)
- Handhabung (20 Prozent der Gesamtwertung)
- Haltbarkeit (5 Prozent der Gesamtwertung)
- Schadstoffe (5 Prozent der Gesamtwertung)
Unter anderem versuchten ein Experte sowie zwei erfahrene Prüfer jeweils drei Minuten lang, die Schlösser mit verschiedenen Werkzeugen wie Sägen und Bolzenschneidern zu knacken. Für die Haltbarkeitsprüfung verbrachten die Fahrradschlösser 96 Stunden in einer Salzsprühkammer. Die Testergebnisse sind durchwachsen: Lediglich fünf der 20 Schlösser im Test erzielten die Bewertung „Gut“, zehn erhielten ein „Befriedigend“, eines ein „Ausreichend“ und die übrigen vier ein „Mangelhaft“. Der Test der Stiftung Warentest zeigt allerdings auch, dass es unter allen drei getesteten Schlosstypen gute Modelle gibt. Die Testsieger unter den Bügelschlössern waren das Abus Granit XPlus (Note 1,6) und das günstige Decathlon B’Twin 940 (Note 2,0). Beide überzeugten mit ihrer Aufbruchsicherheit, sind aber mit 1,5 beziehungsweise 2,0 Kilogramm vergleichsweise schwer und unhandlich. Das Abus-Bügelschloss punktete zudem mit seiner guten Halterung. Als einzig sicheres Faltschloss im Test und somit als Testsieger erwies sich das Abus Bordo Granit XPlus mit der Gesamtnote 1,9. Bei den Kettenschlössern empfiehlt die Stiftung Warentest das Abus Citychain und das Kryptonite Kryptolock 990, die jeweils mit der Gesamtnote 2,0 abschnitten. Ärgerlich bei allen Kettenschlössern im Test: Sie bringen keine Halterung zur komfortablen Befestigung am Fahrrad mit.
Mit einem „Mangelhaft“ wurden dagegen das Bügelschloss Contec Powerloc, das Faltschloss Luma Carpenter sowie die Kettenschlösser XLC Dr. Mabuse und Abus Tresor abgestraft. Bei den Modellen Contex Powerloc und XLC Dr. Mabuse stellten die Tester eine starke Belastung mit der potenziell krebserregenden Chemikalie Naphthalin fest. Das Luma Carpenter und das Abus Tresor hielten den Aufbruchversuchen der Tester nur wenige Sekunden stand.
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