E-Piano Kaufberatung: So wählen Sie das richtige Produkt
- Das Wichtigste in Kürze
- Bei einem E-Piano handelt es sich um eine elektronische Alternative zum akustischen Klavier, die mit zahlreichen Sounds und Effekten ausgestattet ist.
- Um dem Spielgefühl seines Vorbilds so nah wie möglich zu kommen, besitzt ein E-Piano ebenfalls 88 anschlagdynamische, gewichtete Tasten.
- Ein digitales Piano ist günstiger, leichter und wartungsfrei. Darüber hinaus können Sie die Lautstärke regulieren und Kopfhörer anschließen, um jederzeit bedenkenlos zu spielen.
- Man unterscheidet zwischen Home-Pianos mit Unterbau für den Heimgebrauch und portablen Stage-Pianos für die Bühne.
- Beim Kauf kommt es neben der Tastatur vor allem auf den Klang, das Lautsprechersystem und die Anschlüsse an. Anfänger sollten zudem auf Lernmodi achten.
Die elektronische Alternative zum akustischen Klavier
Beim Unterricht in der Musikschule haben Sie bereits kräftig in die Tasten gehauen und nun möchten Sie Ihre Fingerfertigkeiten auch zu Hause unter Beweis stellen? Das Klavier ist ein idealer Einstieg in die Welt der Instrumente – sei es für den Nachwuchs oder für Erwachsene, die ein neues Hobby für sich entdecken möchten.
Doch die wenigsten verfügen über den Platz beziehungsweise die finanziellen Mittel, um sich ein sperriges Klavier oder gar einen Flügel in die eigenen vier Wände zu stellen. Noch dazu bedürfen die akustischen Varianten einer regelmäßigen Pflege und Wartung. Eine zugleich platzsparende und günstige Alternative bietet ein E-Piano. Diese moderne Variante des klassischen Tasteninstruments ist inzwischen ein ernstzunehmender Ersatz für das Klavier geworden.
Was ist ein E-Piano?
Bei einem E-Piano, auch Digitalpiano genannt, handelt es sich um ein elektronisches Tasteninstrument, das dem Klavier sowohl klanglich als auch optisch nachempfunden ist. Anders als bei der klassischen Konkurrenz findet die Tonerzeugung jedoch nicht mechanisch über das Anschlagen einer Saite statt, sondern digital. Mit der Betätigung einer Taste wird das Sample eines Tons abgespielt, das auf dem E-Piano gespeichert ist. Dieses Sample wurde zuvor von einem akustischen Instrument aufgezeichnet, was als Sampling-Verfahren geläufig ist. Neben einem Klavier lassen sich auf diese Weise also auch andere Instrumentalsounds wie zum Beispiel einer Orgel, eines Cembalos oder einer Trompete erzeugen. Die Wiedergabe erfolgt über eingebaute Lautsprecher.
Genau wie ein Klavier oder auch ein Flügel besitzt ein Digitalpiano für gewöhnlich 88, genauer gesagt 52 weiße und 36 schwarze, Tasten. Sein Tonumfang umfasst also knapp sieben Oktaven. Die tiefste Taste ist das A2, die höchste das c5. Kompaktere Ausführungen haben lediglich 76 oder sogar nur 61 Tasten.
Vorteile
- Vielzahl an Sounds und Effekten
- Lernmodi, Metronom und Rekorder verfügbar
- Authentisches Spielgefühl durch Hammer- und Anschlagmechanik
- Regulierbare Lautstärke
- Diskretes Üben dank Kopfhörereingang
- Zahlreiche Anschlussmöglichkeiten
- Kompakt, portabel und platzsparend
- Dauerhaft stimmstabil
- Günstiger als Klavier und Flügel
Nachteile
- Schneller Wertverlust
- Fehlende Resonanztöne
Wann entstand das E-Piano?
Bereits im 19. Jahrhundert machten sich Erfinder daran, den natürlichen Klang der Saiten durch Elektrizität künstlich zu verlängern beziehungsweise zu verstärken. Das erste elektrophonische Klavier erfand der Berliner Richard Eisenmann im Jahr 1886. Kurz darauf, 1891, konzipierte der Pariser Eugen Singer das elektromagnetische Sostente-Piano auf Basis der Diode und des Verstärkers. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Digitalpianos ist die Entwicklung des Wurlitzer Electric Pianos, das seit 1954 erhältlich ist. Besonders an diesem Instrument ist die sogenannte Hammermechanik. Zehn Jahre später wurde das Hohner Clavinet gebaut, das mit einem integrierten Tuner-Abnehmer für einen klavierähnlichen Ton sorgt. 1965 folgte das Fender-Rhodes mit asymmetrischer Stimmgabel. In den 1990er kam schließlich die Sampling-Technologie dazu, die den Grundstein für das E-Piano im heutigen Sinn legte.
Darum geben E-Pianos den Takt vor
Ein E-Piano hat eine nicht zu unterschätzende Konkurrenz. Auf der einen Seite befinden sich die günstigeren, mobileren Keyboards, auf der anderen Seite die klangvolleren, langlebigeren Klaviere. Wie kann ein Digitalpiano da also mithalten?
Warum kein Klavier?
Die Unterschiede liegen primär in der Tonerzeugung: Bei einem akustischen Klavier löst das Anspielen der Tasten einen Hammermechanismus aus, der die Klaviersaiten anschlägt. Der hölzerne Korpus verstärkt die Schwingungen durch seine Resonanzwirkung. Ein E-Piano kann ein akustisches Klavier niemals komplett ersetzen, schließlich fehlt ein wesentlicher Bestandteil: die Saiten. Diese reagieren je nach Spielweise unterschiedlich und hauchen dem Musizieren Leben ein. Im Gegensatz zum vitalen Klang eines Klaviers handelt es sich bei einem E-Piano vielmehr um eine Momentaufnahme, denn die Töne wurden bereits aufgenommen und erklingen erst mit dem Tastendruck wieder. Puristen bemängeln den sterilen Klang. Dank der Sampling-Technologie sind die Unterschiede jedoch kaum noch hörbar.
Ausgeglichen wird dieser Mangel unter anderem mit verschiedenen Effekten, Funktionen und einer breiten Auswahl an Klängen, vom Konzertflügel bis hin zum Streichorchester. Darüber hinaus lässt sich ein E-Piano an einen Computer, ein Smartphone oder ein Tablet anschließen. Es stehen zahlreiche Lernprogramme bereit, die den Einstieg erleichtern. Ein Metronom gibt das richtige Tempo vor, eine Aufnahmefunktion kontrolliert den Fortschritt oder hält Ideen fest. Praktisch ist auch die variable Lautstärke, die das Spielen zu jeder Tageszeit ermöglicht, ohne befürchten zu müssen, dass Sie Ihre Mitbewohner oder Nachbarn stören. Alternativ lassen sich Kopfhörer anschließen, wodurch das Klimpern nach außen hin komplett geräuschlos stattfindet. Ein akustisches Klavier ist dagegen so laut, dass sein Klang Wände und Decken durchdringt.
Im direkten Vergleich ist ein E-Piano zudem wesentlich kompakter, was die Logistik vereinfacht. Das kommt vor allem Musikern zugute, die in einer Band spielen und häufig auf Tour sind. Mit einem transportablen Digitalpiano sind sie flexibler. Außerdem findet es selbst in kleineren Wohnungen problemlos Platz. Auch preislich ist ein E-Piano in der Regel die günstigere Wahl: Während es bereits für wenige hundert Euro erhältlich ist, schlägt ein hochwertiges Klavier nicht selten mit mehreren tausend Euro zu Buche. Dafür hält es im besten Fall wenigstens 100 Jahre lang. Es besteht keine Gefahr, dass die Technik veraltet; somit ist es gewissermaßen zeitlos. Die Kehrseite der Medaille: Ein Klavier ist verschleißanfällig und dementsprechend wartungsintensiv. Es reagiert empfindlich auf Temperatur- sowie Feuchtigkeitsunterschiede und die Stimmung bedarf einer regelmäßigen Überprüfung. Damit sind Folgekosten verbunden. Dahingegen ist ein Digitalpiano immer richtig „gestimmt“, da die Klänge elektronisch hergestellt werden.
Warum kein Keyboard?
Vor allem Anfänger stellen sich die Frage, ob nicht vielleicht ein Keyboard für den Einstieg ausreicht. Auf den ersten Blick sind die Unterschiede zwischen einem Keyboard und einem E-Piano kaum zu erkennen. Ein Keyboard besitzt jedoch meist nur 49 bis 61 Tasten, die noch dazu ungewichtet sind. Ein E-Piano simuliert die Hammermechanik. Darüber hinaus sind die Tasten eines Keyboards meist deutlich breiter und flacher.
Im Vergleich zu einem E-Piano ist ein Keyboard meist mit mehr Funktionen beziehungsweise Instrumentalklängen ausgerüstet. Während bei einem üblichen E-Piano durchschnittlich 300 Sounds zur Verfügung stehen, ist ein Keyboard mit mehr als 700 Sounds ausgestattet. Um sich dem Anschlaggefühl der traditionellen Klaviermechanik zu bedienen, braucht ein Digitalpiano zudem eine bestimmte Technik, die wiederum mehr Platz im Gehäuse erfordert. Somit ist es deutlich schwerer als ein Keyboard. In puncto Spielgefühl und Klang kann ein Keyboard jedoch nicht mit einem Digitalpiano mithalten.
Welche Bauarten gibt es bei E-Pianos?
E-Pianos gibt es in verschiedenen Ausführungen. Zu den gebräuchlichsten gehören Stage-Pianos und Home-Pianos, die sich in Größe, Ausstattung und Optik unterscheiden. Je nach Einsatzzweck kommt ein anderes Modell infrage: Spielen Sie überwiegend zu Hause, passt ein Home-Piano ins Konzept. Möchten Sie das Gerät mobil einsetzen, ist ein Stage-Piano die richtige Wahl. Sind Sie viel auf der Bühne, greifen Sie am besten zum Ensemble-Piano. Die Wahl des passenden Digitalpianos ist also auch eine Platzfrage. Wer in einer Einzimmerwohnung lebt, hat vermutlich nicht genügend Platz für ein wuchtiges Home-Piano, sondern ist mit einem portablen Stage-Piano besser beraten.
Home-Piano: Für zu Hause
Home-Pianos sind, wie es der Name bereits andeutet, für den heimischen Gebrauch gedacht. Sie sind häufig zumindest teilweise mit Holz verarbeitet und besitzen einen Unterbau samt aufgesetzter Tastatur sowie Pedale. Ihre Optik erinnert an ein akustisches Klavier und erzeugt eine wohnliche, stilvolle Atmosphäre. Da sie als Möbelstück konzipiert sind, gibt es sie in den verschiedensten Designs. So findet jeder die richtige Ausführung für seinen Einrichtungsstil: von Schwarz über Weiß und Braun bis hin zum hochglanzpolierten Lackfinish.
Da ein Home-Piano bis zu 100 Kilogramm wiegen kann, gestaltet sich der Transport etwas schwieriger. Dafür kommt es in der Regel mit einem besseren Lautsprechersystem als kompaktere Geräte – schließlich bietet sein großes Gehäuse genügend Raum für ausgeklügelte Arrangements.
Beispiele: In die Kategorie der Home-Pianos fallen das Yamaha YDP-144B Arius oder Luxus-Serien wie die LX-Reihe von Roland sowie die CS-Reihe von Kawai.
Stage-Piano: Für die Bühne
Stage-Pianos, auch Portable-Pianos genannt, sind für die Bühne gedacht. Demnach sind sie zwar robust, aber kompakt konzipiert. Sie dürfen nicht zu schwer sein, um mobil zu bleiben. Ihr Gewicht beträgt zwischen 5 und 30 Kilogramm. Ohne Unterbau lassen sie sich problemlos vom Proberaum zum Auftritt und zurück ins Wohnzimmer transportieren. Zum Spielen werden sie auf einen Ständer oder Keyboard-Tisch gestellt. Auf dem passenden Unterbau sind sie sogar als Home-Pianos denkbar. Ihre Oberfläche ist meist in einem schlichten Schwarz gehalten.
Technisch unterscheiden sie sich kaum von Home-Pianos – abgesehen von zwei Faktoren: Da Portable-Pianos für gewöhnlich mit externen Lautsprechern betrieben werden, sind die internen Lautsprecher normalerweise nicht besonders hochwertig. Dafür besitzen sie anders als Home-Pianos, die häufig nur rudimentär ausgestattet sind, zahlreiche Anschlüsse für die Bühne.
Beispiele: Ein klassisches Stage-Piano ist beispielsweise das Yamaha P-45B. Für Einsteiger sind das Casio CDP-S100, das Roland FP-10 und das Korg B2 gute Alternativen. Fortgeschrittene sind unter anderem mit dem Yamaha P-125, dem Roland FP-30 und dem Casio PX-S1000 bestens beraten.
Weitere Ausführungen: Ensemble-Pianos, Kompaktpianos und Digitalflügel
Neben Home- und Stage-Pianos sind auch die Ensemble-Pianos eine häufige Wahl. Im Vergleich zu Stage-Pianos unterscheiden sie sich kaum in der Bauart, dafür vielmehr im Funktionsumfang. Sie richten sich insbesondere an Alleinunterhalter und Komponisten. In der Regel sind sie mit einer Begleitautomatik ausgestattet, die ein Orchester beziehungsweise eine Band simuliert. Dadurch erhält der Klang mehr Fülle. Weiterhin enthalten sie häufig eine Synthesizer-Funktion für Technikfans.
Sogenannte Kompaktpianos sind ideal für Studentenbuden oder Kinderzimmer. Dank ihrer schlanken Gehäuseform und geringen Höhe finden sie überall Platz. Darüber hinaus sind sie sehr transportfreundlich. Bedenken Sie jedoch, dass die sparsamen Abmessungen in der Regel zu Lasten des Klangvolumens gehen. Empfehlenswert sind diese Ausführungen lediglich als Einstieg für Kinder oder aufgrund akuten Platzmangels.
E-Piano-Flügel, auch Digitalflügel genannt, haben das Design eines Konzertflügels und sind somit ein dekorativer Hingucker. Anders als richtige Flügel ist hier jedoch keine regelmäßige Stimmung erforderlich. Noch dazu lassen sie sich auch mit Kopfhörern spielen. Aufgrund des Flügels benötigen sie mehr Platz. Ihr Mehrwert liegt insbesondere im optischen Eindruck.
Die wichtigsten Faktoren beim Kauf eines E-Pianos
Bei der Kaufentscheidung kommt es primär auf ein möglichst realistisches Klangerlebnis beziehungsweise Spielgefühl an. Ausschlaggebend sind der Sound, die Tastatur und die Lautsprecher. Nur wenn diese drei Faktoren perfekt aufeinander abgestimmt sind, entsteht die Illusion, dass Sie an einem echten Klavier sitzen. Darüber hinaus spielen weitere Ausstattungsdetails wie die Anschlüsse und die Funktionen eine Rolle.
Klang
Grundvoraussetzung für ein ausdrucksstarkes Spiel ist die originalgetreue Reproduktion der Klangfarben beziehungsweise Anschlagsstärken eines Klaviers. Der Sound sollte also nicht blechern klingen, sondern alle Feinheiten der individuellen Spieldynamik naturgetreu, sprich voll und satt, wiedergeben. Bei höherpreisigen Modellen ist die Tonerzeugung in der Regel aufwändiger und somit authentischer.
Mithilfe der Sampling-Technologie imitiert ein E-Piano den Klang eines klassischen Klaviers. In einem Studio werden zuvor die Töne eines akustischen Instruments als Rohmaterial aufgenommen und digitalisiert, was auch als Sampeln bekannt ist. Mit dem Drücken einer Taste wird ein Sample, abgespielt. Damit der Klang eines Digitalpianos so authentisch wie möglich an die filigrane Textur eines Klaviers herankommt, braucht es aber auch verschiedene Klangfarben: von einem leisen, weichen bis hin zu einem lauten, harten Ton. Schließlich verändert sich mit der Anschlagstärke nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Klangfarbe. Um diese Vielfalt zu erreichen, müssen mehrere Samples eines Tons aufgezeichnet und auf dem Digitalpiano gespeichert werden. Die E-Pianos namhafter Hersteller samplen arbeiten sogar mit bis zu fünf Dynamikstufen pro Taste. Je detailreicher die Samples, desto hochwertiger der Sound.
Was ist Polyphonie?
Unter Polyphonie versteht man die Mehrstimmigkeit, also die Anzahl der Samples, die ein E-Piano gleichzeitig abspielen kann. Bei günstigeren Modellen können häufig nur 32, bei teureren zwischen 64 und 384 Samples zur gleichen Zeit erklingen. Für einen facettenreichen Klangteppich sollten als Minimum zwischen 64 oder 96 Samples gegeben sein. Schließlich ist diese Anzahl bei einem umfassenden Pedaleinsatz schnell erreicht.
Beim Looping, also dem Wiederholen von Samples, wird ein Ton nicht in voller Länge, sondern nur für einige Sekunden aufgenommen. Ab einem bestimmten Punkt wird er in Schleife abgespielt, während die Lautstärke abklingt. Der Ton wird also irgendwann statisch, leblos und beginnt zu „eiern“. Die Übergänge sollten so natürlich wie möglich sein. Im Idealfall ist der angeschlagene Ton bis zu seinem Verstummen aufgezeichnet, um harmonisch zu Ende zu klingen. Bei umfangreicheren Samplings werden sogar Nebengeräusche aufgenommen, etwa das Geräusch der Dämpfer beim Treten des Pedals oder Loslassen der Taste, um das organische Ganze eines Klaviers abzubilden. Schließlich klingen bei einem akustischen Instrument nicht alle Saiten allein für sich, sondern sie beeinflussen sich gegenseitig. So setzen Yamaha beispielsweise auf einen brillanten, durchsetzungsfähigen, Casio auf einen glockenhellen und Roland sowie Kawai auf einen warmen, abgerundeten Klang.
Tastatur
Entscheidend für ein ebenso realistisches wie auch angenehmes Spielgefühl ist die Tastatur. Hier kommt es einerseits auf das Material, andererseits auf das Anschlagverhalten, die Hammermechanik und die Gewichtung an.
Aus welchem Material besteht die Tastatur eines E-Pianos?
Bei höherwertigen Digitalpianos bestehen die Tasten, genau wie bei klassischen Klavieren, aus massivem Echtholz. Dazu gehören beispielsweise die Modelle der CA– und CS-Serie von Kawai. Standard sind aber Kunststoff-Varianten. Einen funktionalen Vorteil gibt es nicht; vielmehr ist die Verwendung von Holz der Tradition geschuldet. Wichtig ist vor allem das Gewicht der Tasten, das maßgeblich zum Spielgefühl beiträgt. Waren früher die weißen Tasten noch mit echtem Elfenbein beklebt, so nennen sie sich heute – nach dem Verbot – nur noch „Ivory Touch“ oder „Ivory Feel“. Das heißt, die Kunststoffoberfläche weist eine spezielle Textur auf, die an die Haptik von Elfenbein erinnern und für ein besseres Griffgefühl sorgen soll. Die schwarzen Tasten bestehen jedoch, zumindest bei hochwertigen Ausführungen, weiterhin aus Ebenholz.
Anschlagverhalten, Gewichtung und Hammermechanik
Das Anschlagverhalten und die Gewichtung sind ausschlaggebend für die Dynamik, also die Lebendigkeit und Abwechslung. Unter Anschlagdynamik versteht man die Möglichkeit eines akzentuierten Wechselspiels: Je nach Intensität des Anschlags klingt ein Ton also leise oder laut; zusätzlich ändert sich der Klang. Schlagen Sie die Taste sanft an, sollte er leise erklingen; schlagen Sie dagegen mit viel Druck an, sollte ein lauter Ton zu hören sein.
Bei der Gewichtung handelt es sich um den Widerstand, den Sie spüren, wenn Sie eine Taste herunterdrücken. Um ein Klavier oder einen Flügel zu simulieren, sind die Tasten unterschiedlich gewichtet: Tiefere Töne lassen sich schwerer anschlagen als höhere. Günstige Digitalpianos haben oft nur eine halbgewichtete Tastatur, bei der für gewöhnlich eine Feder für den Widerstand sorgt. Bessere Instrumente sind in der Regel mit einer simulierten Hammermechanik ausgestattet und kommen dem Spielgefühl eines Flügels sehr nahe.
Bei einer simulierten Hammermechanik trifft der Hammer nicht – wie bei einem Klavier – auf eine Saite, sondern dient lediglich als Gegengewicht. Dank einer sorgfältigen Ausbalancierung der Tasten- und Hammerlängen ahmt ein Digitalpiano das Anschlaggefühl eines Flügels bestmöglich nach. Allerdings lösen Sensoren den Ton aus, nicht der Hammer selbst. Diese messen die Tastenstellung sowie -geschwindigkeit und setzen das in einen Klang um. Mitunter sind sogar mehr als drei Sensoren in einer Taste eingebaut, um die Genauigkeit zu erhöhen.
Lautsprechersysteme und Anschlüsse
Eingebaute Lautsprecher sorgen für einen soliden Stereo-Klang. Selbst das beste Sampling nützt nichts, wenn der Sound lediglich über zwei kleine Speaker leistungsschwach oder gar plärrend aus dem Gerät schallt. Die Leistung reicht von zweimal sechs bis zu mehreren hundert Watt; viele Modelle haben Verstärkerleistungen von zweimal zehn Watt. Beachten Sie, dass die Wattzahl keine Messgröße für die empfundene Lautstärke ist. Mehr Leistung gewährleistet stattdessen, dass die Lautsprecher nicht dauerhaft an ihrer Belastungsgrenze arbeiten müssen. Das wirkt sich wiederum positiv auf den Klang des Digitalpianos aus. In der Regel sind am Gerät gezielt Öffnungen angebracht, die den Schall aus dem Gehäuse entweichen lassen. Das soll die Dynamik und den räumlichen Eindruck verbessern. Für Einsätze auf der Bühne lohnen sich externe Verstärker. Dafür braucht das E-Piano natürlich eine entsprechende Schnittstelle, genauer gesagt einen Aux-In-Anschluss für einen Verstärker.
Über einen MIDI- oder USB-Eingang verbinden Sie Ihr Gerät mit einem PC. Auf diese Weise können Sie beispielsweise eigene Lieder komponieren. Für die meisten ist aber ein Klinkenanschluss am wichtigsten: Darüber schließen Sie Kopfhörer an. Manche Modelle verfügen sogar über zwei Kopfhörereingänge, sodass neben Ihnen auch Ihr Lehrer oder ein anderer Zuhörer darauf zugreifen kann. Inzwischen sind einige Digitalpianos auch mit Bluetooth ausgestattet, um kabellos mit externen Geräten, etwa Smartphones oder Tablets, zu kommunizieren. Das vereinfacht beispielsweise den Einsatz von Lernprogrammen.
Bedienung, Funktionen und Effekte
Je nach Preis und Modell verfügen E-Pianos über unterschiedliche Ausstattungsmerkmale. Vor allem Anfänger sollten bedenken, dass ein Gerät mit zahlreichen Features in der Regel auch komplizierter zu bedienen ist. Dadurch verlieren sie vielleicht den Überblick, was schnell in Frust und Demotivation endet. Entscheiden Sie sich also für ein Digitalpiano, das ausschließlich das bietet, was Sie unbedingt benötigen. Multifunktionstasten beziehungsweise -regler sind eher für Fortgeschrittene gedacht. Achten Sie darauf, dass alle wichtigen Funktionen als Direktzugriff, sei es als Taste oder Regler, auf der Bedienoberfläche zu finden sind. Hilfreich ist vor allem ein Display mit LED- oder LC-Bildschirm. Inzwischen gibt es sogar Modelle, die sich per App steuern lassen.
Während für den Einsatz zu Hause meist eine überschaubare Anzahl an Funktionen ausreicht, sind auf der Bühne zahlreiche Einstellungen nötig. Bezeichnend für ein E-Piano ist die Option, das Klangbild auf Knopfdruck zu ändern – beispielsweise „Grandpiano“ für den pompösen Flügel-Sound, „Mellow“ für eine besonders weiche Stimmfarbe oder „Hard“ für einen eher rockigen Klang. Neben dem typischen Klavier-Sound gibt es aber unter anderem auch Orgel, Harfe oder Cembalo. In der Regel haben Sie eine Auswahl von 10 bis 20 Sounds.
Weitere Funktionen, die häufig zu finden sind:
Metronom
Ein Metronom gibt mithilfe eines Geräusches das Tempo, also den Takt, vor, was beim Üben sehr hilfreich sein kann. Takt und Lautstärke sind für gewöhnlich regelbar. Bei den meisten Digitalpianos ist ein eingebautes Metronom inzwischen Standard.
Aufnahmefunktion
Mithilfe einer Aufnahmefunktion, auch als Recorder geläufig, können Sie Ihre gespielten Stücke aufzeichnen und dann zur Kontrolle anhören. Verfügt er über mehrere Spuren, ist es möglich, beispielsweise zuerst die linke Hand ein- sowie anschließend abzuspielen und danach mit der rechten Hand genauso zu verfahren. Damit können Sie beispielsweise auch spontan Ideen festhalten.
Layer-Funktion
Die Layer- oder auch Dual-Voice-Funktion erlaubt es, zwei oder mehr Stimmen übereinander zu legen. Sie können also beispielsweise den Klavier-Sound mit Violine unterlegen – die beiden Instrumente erklingen gleichzeitig.
Split-Funktion
Auch dieser Modus ermöglicht die Kombination zweier Klänge. Anders als bei der Layer-Funktion lässt sich hiermit jedoch die Tastatur in der Mitte teilen, um zwei verschiedene Stimmen parallel spielen zu können. Auf der linken Seite ertönt beispielsweise begleitend Gitarre, auf der rechten Seite spielen Sie mit dem Klavier die Melodie.
Transpose-Funktion
Mit der Transponierung stellen Sie die Tonhöhe ein. Das heißt, Sie verschieben die Töne in Halbtonschritten nach unten oder oben. Sie können also mitten im Spiel in eine andere Tonart wechseln, ohne ein Stück anders spielen zu müssen.
Halbpedal-Funktion
Diese Funktion simuliert das Verhalten eines akustischen Klaviers. Indem Sie das rechte Pedal nur zur Hälfte drücken, werden die Dämpfer nicht komplett angehoben. Die Saiten können also nicht ganz frei schwingen. Dadurch ist der Halteeffekt etwas dezenter.
Reverb und Dämpfer-Resonanz
Über die Reverb-Funktion und die Dämpfer-Resonanz simulieren E-Pianos den Effekt, dass bei einem gedrückten Haltepedal nicht nur die betätigte Taste, sondern auch die umliegenden Töne mitschwingen. Dadurch entsteht ein volles, räumliches Klangbild.
Begleitautomatik
Insbesondere E-Pianos im Entertainment-Bereich enthalten eine sogenannte Begleitautomatik, auch als Arranger bekannt. Musiker können sich also mit den integrierten Rhythmen selbst begleiten. Für gewöhnlich bestehen diese aus Schlagzeug, Bass und weiteren Begleitinstrumenten, die den Sound einer kompletten Band erklingen lassen.
Twin-Piano
Die Funktion Twin-Piano, mitunter auch Duett oder Vierhandmodus, ist insbesondere für den Klavierunterricht relevant. Hier teilt sich die Klaviatur nämlich in zwei Hälften mit jeweils gleichem Tonumfang. Schüler und Lehrer haben also ihre eigene Tastatur vor sich, während sie nebeneinandersitzen.
Übungslieder
Mithilfe von Schulungsfunktionen, Lerndemos und Übungsstücken lernen Anfänger die ersten Töne und Techniken kennen. Dabei handelt es sich meist um klassische Stücke, welche die Motivation beim Üben erhöhen sollen. Manchmal lassen sich die E-Pianos mit dem Smartphone verbinden, um Lern-Apps einzusetzen.
Grundwissen vorausgesetzt
Sie sollten sich mit dem Einstieg in das Klavierspielen zumindest ein Basiswissen aneignen. Dazu gehören der Aufbau der Tasten, Tonleitern, Vorzeichen und Akkorde. Erst wenn Sie diese Logik verstehen, beherrschen Sie das Klavierspielen.
Zubehör
Häufig kommen E-Pianos gleich mit Zubehör. Andernfalls können Sie die wichtigsten Zubehörteile separat erwerben. Dazu gehören unter anderem die folgenden:
Keyboard-Ständer oder Klavierbank
Stage-Pianos werden häufig ohne Ständer geliefert. Um die Höhe individuell einstellen und eine natürliche Sitz- oder Stehposition einnehmen zu können, bietet sich ein Keyboard-Ständer an. Dieser muss natürlich auf das Gewicht des E-Pianos ausgelegt sein. Im Idealfall lässt er sich mit nur wenigen Handgriffen zusammenklappen.
Um bequem spielen zu können, ist zudem eine höhenverstellbare Sitzbank erforderlich. Diese gewährleistet den richtigen Abstand zum Gerät.
Pedale
Mit den Fußpedalen rufen Sie zusätzliche Klangeffekte hervor, die nicht nur zum Realismus, sondern auch zu einem nuancierten Spiel beitragen. Über das Drücken des Dämpferpedals, also des Sustain- beziehungsweise Haltepedals, schwingen alle Saiten frei. Für Anfänger reicht das rechts liegende Haltepedal in der Regel aus. Mit dem linken Pedal würden sie eine Verschiebung der Mechanik nach vorn bewirken, also eine Reduktion der Lautstärke sowie eine Änderung der Klangfarbe. Das mittlere Pedal lässt nur den zuvor angeschlagenen Ton weiter klingen, während es alle anderen Töne abdämpft.
Kopfhörer
Wenn Sie in erster Linie mit Kopfhörern spielen, sollten Sie in ein hochwertiges Modell investieren. Damit können Sie nicht nur in Ruhe spielen, ohne ihre Umgebung zu stören, sondern meist klingt der Sound dadurch sogar besser als über die integrierten Lautsprecher. Entscheiden Sie sich am besten für ein Modell, das auch die Außengeräusche abschirmt, sogenannte Noise-Cancelling-Kopfhörer.
Weiteres Zubehör:
- Notenständer für Hefte, Bücher und Mitschriften
- Klavierlampe mit flexiblem Lampenschirm für eine helle, gleichmäßige Ausleuchtung von Noten und Tastatur
- Keyboard-Tasche zum sicheren und bequemen Transport oder für die Lagerung zu Hause
- Abdeckung zum Schutz vor Staub oder einer Beschädigung durch Wasser
E-Pianos Für Gelegenheitsmusiker und Funktionsfanatiker
Bevor Sie eine Kaufentscheidung fällen, sollten Sie zwischen E-Pianos für Anfänger, Fortgeschrittene und Kinder unterscheiden. Für Kinder und Anfänger empfiehlt sich beispielsweise ein möglichst überschaubarer Funktionsumfang. Fortgeschrittene möchten dagegen mehr Spielraum.
Für Anfänger: Weniger ist mehr
Ein gutes Einsteiger-Digitalpiano gibt es schon für etwa 200 Euro. In dieser Preiskategorie müssen Sie jedoch Abstriche machen, was die Tastatur betrifft. Sie ist in der Regel nicht beziehungsweise nur leicht gewichtet und besitzt keine Hammermechanik. Dabei sollten vor allem Anfänger auf eine hochwertige Klaviatur achten, um von Beginn an ein Gespür für ein ebenso dynamisches wie auch gefühlvolles Klavierspiel zu entwickeln. Hier gilt es also, einen Kompromiss zwischen Budget und Spielgefühl zu finden.
Auf eine große Funktionsvielfalt kommt es nicht an, da diese häufig überfordernd ist; vielmehr sollten die Features intuitiv verwendbar sein. Das Gerät sollte sich also auf das Wesentliche konzentrieren, um Anfänger nicht mit technischen Spielereien abzulenken. Wichtig sind primär Funktionen, die Einsteiger beim Üben unterstützen, etwa ein Metronom, ein Recorder, eine Twin-Funktion sowie vorinstallierte Lerndemos. Praktisch ist es auch, wenn das wichtigste Zubehör bereits im Lieferumfang enthalten ist.
Beliebte E-Pianos für Einsteiger: das Casio CDP-S100, das Roland FP-10 und das Yamaha P-45.
Für Fortgeschrittene: Klangrealismus als oberstes Gebot
Hochwertige E-Pianos für Fortgeschrittene beginnen bei Preisen ab 800 Euro. Häufig kommen sie mit Pedalen sowie einer Begleitunterstützung und Aufnahmefunktion. Anders als Einsteiger wünschen sich Fortgeschrittene gewisse Extras wie hochwertige Echtholztastaturen, ausgeklügelte Sensor- und Lautsprechersysteme oder zahlreiche Sounds. Häufig arbeiten solche Digitalpianos mit mehreren Verstärker-Einheiten und Subwoofern. All diese Feinheiten sollen dafür sorgen, dass die Klangwiedergabe so authentisch wie möglich erfolgt.
Zusätzlich lassen sich Ausführungen für Fortgeschrittene häufig intuitiv über das Smartphone oder Tablet bedienen. Dadurch können Sie diverse Funktionen drahtlos steuern. Auch die Anschlussmöglichkeiten fallen in der oberen Preiskategorie meist vielfältiger aus. Weiterhin gilt: Je mehr Geld Sie investieren, desto besser sind auch der Klang und das Spielgefühl des E-Pianos. Vor allem fortgeschrittene Pianisten achten noch mehr auf einen brillanten, vollen Sound sowie ausgeprägte Bässe.
Beliebte E-Pianos für Fortgeschrittene: das Yamaha P-125, das Roland FP-30 und das Yamaha YDP-144 Arius
E-Pianos für Kinder
Während jüngere Kinder vielleicht eher spielerisch mit dem Instrument experimentieren, können Sie ältere ernsthaft an das Klavierspielen heranführen. Für Kleinkinder von drei bis acht Jahren reicht ein reduzierter Tastenumfang, etwa ein Portable-Piano. Ab Grundschulalter können Sie prinzipiell auf ein Instrument für Erwachsene zurückgreifen, da auf diesem das authentische Feeling am besten vermittelt wird.
Weiterführende Testberichte
Achtung: Hierbei handelt es sich um einen Vergleich. Wir haben die E-Pianos nicht selbst getestet.
Im Jahr 2017 nahm die Stiftung Warentest zehn E-Pianos zu Preisen zwischen 925 und 2.400 Euro unter die Lupe. Zu den Testkriterien gehörten der Klang, die Spielbarkeit, die Handhabung sowie die Konstruktion und Verarbeitung. In puncto Klang achteten die Tester insbesondere auf die Ausgabe über die Lautsprecher und Kopfhörer, die Lautstärke und Dynamik, die Komplexität der Klangsimulation und die Störgeräusche.
Das Testfazit: Die digitalen Klaviere sind nicht nur praktisch, sondern können auch klanglich inzwischen mit ihren akustischen Pendants mithalten. Drei Testmodelle erhielten das Testurteil „Gut“, die übrigen sieben ein „Befriedigend“. Testsieger mit der Testnote 1,8 wurde das Clavinova CLP-645 von Yamaha. Von allen getesteten Modellen klingt es nicht nur am besten, sondern ist auch optimal spielbar. Auf dem zweiten Platz landete mit der Testnote 2,0 das Clavinova CLP-635, ebenfalls ein Digitalpiano des Herstellers Yamaha. Drittplatzierter mit der Testnote 2,3 wurde das Kawai Concert Artist CA 67. Unter den restlichen Testprodukten befanden sich neben Modellen der Hersteller Kawai und Yamaha auch E-Pianos der Hersteller Roland, Casio, und Gewa.
Auch beim Testmagazin CHIP 365 ist ein E-Piano-Test zu finden. Im Jahr 2019 testeten die Redakteure von Wirecutter sowie Profi- und Amateur-Pianisten sieben Testmodelle. Zum Testsieger der günstigen E-Pianos für Anfänger kürten die Tester das Privia PX-160 von Casio. Im Hinblick auf die Haptik und den Klang ahmt es ein klassisches Klavier überzeugend nach. Den zweiten Platz sicherte sich das Yamaha P-45. Die Budget-Empfehlung der Testredaktion ist das Alesis Recital Pro.
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