Kinderfahrradhelm Kaufberatung: So wÀhlen Sie das richtige Produkt
- Das Wichtigste in KĂŒrze
- Fahrradhelme sind potenzielle Lebensretter bei UnfĂ€llen und StĂŒrzen im StraĂenverkehr.
- Mikroschalenhelme sind am weitesten verbreitet und fĂŒr den Alltag gut geeignet. Hartschalenhelme sind fĂŒr GelĂ€ndefahrten konzipiert.
- Messen Sie den Kopfumfang Ihres Kindes genau aus, um die passende HelmgröĂe herauszufinden.
- Der Helm sollte unter anderem einfach verstellbar, gut sichtbar und leicht sein.
- Nach einem Unfall darf der Helm keinesfalls weiterverwendet werden. Selbst unfallfrei sollte er jedoch spÀtestens nach sechs Jahren ausgetauscht werden.
Ein essenzieller Schutz beim Radfahren
Bei Kindern sind Fahrradhelme oft unbeliebt. Entweder sind sie zu schwer oder zu unbequem oder sie sehen nicht cool genug aus. Gegen den letzten Punkt hilft oft das Argument, dass es noch viel uncooler ist, sich bei einem Sturz schwere Kopfverletzungen zuzuziehen. SchlieĂlich verringert ein Helm diese Gefahr um bis zu 90 Prozent, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft ausgewertet hat. Und wenn Sie als Eltern vorleben, beim Radfahren einen Kopfschutz zu tragen, wird es der Nachwuchs auch eher tun. Was die anderen beiden Punkte betrifft, so war vielleicht einfach nicht der richtige Helm dabei, der leicht und angenehm auf dem Kopf sitzt.
Ab wann braucht das Kind einen Fahrradhelm?
Kinder sollten nicht erst dann einen Fahrradhelm tragen, wenn sie allein auf dem Fahrrad unterwegs sind. Schon als MitfahrerInnen bei den Eltern sollten Sie optimal gegen die Gefahren im StraĂenverkehr geschĂŒtzt sein. Direkt ab Geburt ist ein Helm jedoch nicht empfohlen, da das im Aufbau befindliche Genick des Babys das Gewicht noch nicht tragen kann. Erst wenn das Kind selbststĂ€ndig sitzt, also etwa ab einem Alter von zwölf Monaten, können Sie ĂŒber einen Helm nachdenken. Zuvor wird es auf dem Fahrrad durch einen entsprechenden Kindersitz mit hoher Lehne geschĂŒtzt.
Arten von Fahrradhelmen
Die am meisten verbreiteten Fahrradhelme, sowohl fĂŒr Kinder als auch fĂŒr Erwachsene, sind Mikroschalenhelme. Sie bestehen aus einer dicken Schicht expandiertem Polystyrol (EPS), das sich Ă€hnlich wie festes Styropor anfĂŒhlt. Bei einem Unfall beziehungsweise Sturz auf den Kopf wirkt diese Schicht wie eine Pufferzone, da sich das Material leicht zusammenziehen und die auf den Helm wirkenden KrĂ€fte reduzieren kann.
Die Ă€uĂere HĂŒlle des Mikroschalenhelm ist aus robustem Kunststoff gefertigt. Er sorgt dafĂŒr, dass der Helm vor Ă€uĂeren EinflĂŒssen wie Witterungsbedingungen, aber auch leichten StöĂen und Kratzern geschĂŒtzt ist. Die Bauweise, mit der die EPS- und Kunststoffschichten verarbeitet werden, nennt sich In-Mold-Verfahren.
Auch Hartschalenhelme sind in dieser Bauweise gefertigt, die Ă€uĂere Schicht ist jedoch deutlich dicker und der Helm somit schwerer. Diese Modelle sind weniger fĂŒr lĂ€ngere Touren oder den StraĂenverkehr gedacht als vielmehr fĂŒr GelĂ€ndefahrten oder Stunt-Parcours. Durch ihr schwĂ€cheres BelĂŒftungssystem eignen sie sich zudem eher fĂŒr kĂŒrzere ZeitrĂ€ume.
FrĂŒher waren â vor allem bei Kindern â Weichschalenhelme verbreitet, die lediglich aus einer besonders dicken Schicht EPS gegossen waren. Im Gegensatz zu den heutzutage gebrĂ€uchlichen Helmen bieten sie allerdings keinen ausreichenden Schutz, weswegen solche Modelle aus dem Repertoire der Hersteller verschwunden sind.
Was bedeutet MIPS?
Viele Hersteller setzen mittlerweile auf das âMulti-Directional Impact Protection Systemâ, kurz: MIPS. Bei dieser Verbauweise sorgt eine in alle Richtungen leicht bewegliche Kunststoffschale im Inneren des Helms dafĂŒr, dass SchĂ€del und Gehirn in bestimmten Situationen noch weniger Schaden nehmen. Bei einem Sturz in SchrĂ€glage gleicht das System Rotationsbewegungen aus, was die einwirkenden KrĂ€fte minimiert. Das TragegefĂŒhl Ă€ndert sich dabei so gut wie nicht.
Die richtige GröĂe bestimmen
Stellen Sie sicher, dass der Helm die richtige GröĂe fĂŒr den Kopf des Kindes hat. Ein optimal sitzender Helm, der weder drĂŒckt noch wackelt, bietet den besten Schutz. Kinder werden einen Fahrradhelm eher bereitwillig tragen, wenn Sie wissen, dass Sie ihn so gut wie gar nicht bemerken. Messen Sie zur GröĂenermittlung des Helms den Kopfumfang des Kindes. Dazu legen Sie ein MaĂband etwa einen Finger breit ĂŒber den Augenbrauen an der Stirn an und ziehen es einmal gerade um den Kopf.
HelmgröĂen fĂŒr Kinder unterscheiden sich aufgrund der leicht verĂ€nderten Verbauweise von denen fĂŒr Erwachsene. Ein Helm der GröĂe S beispielsweise ist fĂŒr Kinder deutlich kleiner als fĂŒr Erwachsene. Orientieren Sie sich bei der Wahl der HelmgröĂe immer an den von Ihnen ermittelten Wert, nicht etwa auf ein vom Hersteller empfohlenes Alter. FĂŒr Kinder sind folgende GröĂen erhĂ€ltlich:
GröĂenbezeichnung | Kopfumfang |
---|---|
XS | 44â49 cm |
S | 46â51 cm |
S/M | 49â53 cm |
M | 51â59 cm |
Bei Unsicherheit und ZwischengröĂen sollten Sie eher zum gröĂeren Modell tendieren, also beispielsweise bei einem Kopfumfang von 48 Zentimetern zur GröĂe S. So lĂ€sst sich der Helm durch Einstellungen am Innenband immer noch etwas besser anpassen, als wenn er zu klein ist. Zudem kann er im Laufe der Zeit besser âmitwachsenâ.
Lassen Sie Ihr Kind den Helm vor dem Kauf anprobieren. Wenn er fest und, ohne zu wackeln, aufsitzt, prĂŒfen Sie, dass auch die Gurte an den Wangen oder am Kinn nicht scheuern. Am Kinn gibt es optimalerweise eine gepolsterte Auflage. TrĂ€gt das Kind eine Brille, ist es wichtig, dass der Rahmen der GlĂ€ser nicht oben am Helm anstöĂt. AuĂerdem sollte sich der Helm intuitiv und einfach schlieĂen lassen. Klickschlösser, die automatisch einrasten und sich mit einem Knopfdruck wieder öffnen lassen, sind dabei weit verbreitet.
Worauf Sie noch achten sollten
Um bei der Suche nach dem optimalen Helm fĂŒr Ihr Kind die richtige Entscheidung zu treffen, sollten Sie sichergehen, dass das Modell gewissen AnsprĂŒchen genĂŒgt. Es sollten einige Kriterien erfĂŒllt sein, damit fĂŒr maximale Sicherheit und höchstmöglichen Komfort gesorgt ist. Dann ist das Kind nĂ€mlich nicht nur sicherer im StraĂenverkehr unterwegs, sondern trĂ€gt den Helm bestenfalls auch gern.
Sichtbarkeit
Kinder sind auf dem Fahrrad hĂ€ufig etwas forsch unterwegs und daher fĂŒr andere VerkehrsteilnehmerInnen schwer einzuschĂ€tzen. Umso wichtiger ist es, dass sie gut sichtbar sind. Knallige Farben sind bei Tageslicht sehr auffĂ€llig, zudem sollten reflektierende Elemente am Helm angebracht sein, damit das Kind auch bei Dunkelheit gesehen wird. Manche Fahrradhelme verfĂŒgen sogar ĂŒber ein Lichtsystem. Bedenken Sie dabei aber, dass es nicht das Licht am Fahrrad ersetzt, sondern nur als ErgĂ€nzung dient.
Verstellbarkeit
Da Kinder schnell wachsen, ist es sinnvoll, einen âmitwachsendenâ Helm fĂŒr sie zu kaufen. Dieser ist durch Einstellungen am Kinnriemen und Innenband in der GröĂe variierbar. Ăber ein RĂ€dchen am hinteren Teil des Helms kann dieser ganz unkompliziert an einen wachsenden Kopfumfang angepasst werden. Dass derartige Einstellungen schnell und auch von Kinderhand vorgenommen werden können, ist wichtig, damit die Kinder nicht durch unnötig mĂŒhselige Arretierungen frustriert werden.
Polsterung
An der Innenseite des Helms befinden sich meistens Schaumstoffpolster verschiedener Dicke, die fĂŒr ein angenehmeres TragegefĂŒhl sorgen. Oft sind sie mit KlettverschlĂŒssen befestigt, sodass sie problemlos entfernt und gewaschen werden können. Zu diesem Zweck sollte Sie aber nicht zu heiĂem Wasser ausgesetzt werden, da sie Schaden nehmen könnten. In der Regel reicht es aus, sie in lauwarmem Wasser mit Seife zu waschen beziehungsweise eine Weile einweichen zu lassen.
BelĂŒftung
Fahrradhelme verfĂŒgen ĂŒber kleine Aussparungen oder lĂ€ngliche Schlitze, die als BelĂŒftung dienen. Diese vermeiden Hitzestau unter dem Helm, was besonders im Sommer angenehm ist. Aerodynamisch angeordnete BelĂŒftungsöffnungen sorgen im Fahrtwind fĂŒr einen kĂŒhlen Kopf, ohne dass es zu Luftverwirbelungen kommt. Achten Sie darauf, dass der Helm mindesten acht Aussparungen bietet. Bei Hartschalenhelmen sind es meist weniger oder kleinere Ăffnungen. Diese Modelle sind allerdings auch eher fĂŒr Stuntfahrten als fĂŒr den StraĂenverkehr gedacht.
Gewicht
Ein Fahrradhelm sollte möglichst leicht sein, damit sich das Kind damit wohlfĂŒhlt. Wenn es so gut wie nicht spĂŒrt, dass es einen Helm trĂ€gt, wird es diesen bereitwillig aufsetzen. Dennoch sollte ein Helm natĂŒrlich bestmöglichen Schutz bieten. Gute Modelle sind in etwa zwischen 200 und 250 Gramm schwer, was nicht als störend empfunden werden sollte. Lassen Sie Ihr Kind vor dem Kauf den Helm auf jeden Fall anprobieren.
QualitÀtssiegel
Verschiedene Siegel versprechen, dass der Helm nach allen erforderlichen Standards getestet wurde. In Deutschland ist die DIN-Norm EN 1078 Voraussetzung fĂŒr den Verkauf. Um dieses zu erlagen, werden die Helme in verschiedenen Unfallsimulationen eingesetzt und mĂŒssen zahlreiche Belastungstest bestehen. Achten Sie beispielsweise auf das TĂV- oder GS-Siegel (GeprĂŒfte Sicherheit); dann ist eine ĂŒberprĂŒfte QualitĂ€t gewĂ€hrleistet. Auch regelmĂ€Ăige Tests von der Stiftung Warentest oder dem ADAC können bei der Auswahl helfen.
Farbe
Normalerweise sollte die Farbe oder das Design kein Kaufkriterium sein, da es keinen Einfluss auf die Sicherheit hat. Wenn der Fahrradhelm aber in der favorisierten Farbe des Kindes gehalten ist, ein selbst ausgesuchtes Muster oder den Lieblings-Comichelden aufgedruckt hat, kann das dazu beitragen, dass Ihr Nachwuchs den Helm gern aufsetzt. Jeder namhafte Hersteller von Fahrradhelmen bietet auch Modelle fĂŒr Kinder in poppigen Farben und witzigen Designs an.
ZusÀtzliche Ausstattung
Je nach Anspruch und Vorliebe können weitere Faktoren ausschlaggebend fĂŒr einen Kauf sein. Manche Helme sind daher mit zusĂ€tzlichen Funktionen ausgestattet, die je nach Situation nĂŒtzlich sein können.
Insektennetz
Ein feines Netz an der Innenseite des Helms bewirkt, dass keine Insekten durch die LĂŒftungsöffnungen geraten können. Gerade im Fahrtwind verfangen sich schnell Wespen oder Fliegen in den Schlitzen. Mit dem Netz ist zumindest gewĂ€hrleistet, dass sie nicht unter den Helm gelangen.
Visier
Ein Visier schĂŒtzt nicht nur vor Regen und herumspritzendem Schmutz, sondern bietet vor allem fĂŒr BrillentrĂ€gerInnen einen wichtigen Vorteil. Diese haben oft Probleme mit dem Fahrtwind, was durch ein Visier behoben werden kann. Es gibt Helme, bei denen das Visier abmontiert, bei anderen eingeklappt werden kann.
Regenhaube
Ein nĂŒtzliches Gadget als Zusatz zum Fahrradhelm ist eine passende Regenhaube. Dank dieser gelangt bei Regen kein Wasser durch die LĂŒftungsöffnungen an den Kopf; gleichzeitig ist sie luftdurchlĂ€ssig. Die Haube kann separat gekauft werden und passt in der Regel auf alle Helme.
Wann es Zeit fĂŒr einen neuen Helm ist
Es gibt verschiedene GrĂŒnde, warum die Anschaffung eines neuen Helms fĂŒr das Kind nicht nur möglich, sondern auch zwingend nötig ist. Zum einen ist irgendwann die Zeit gekommen, dass das Kind dem Helm entwachsen ist. Wenn er drĂŒckt oder das Innenband nicht mehr in der GröĂe angepasst werden kann, sollten Sie ein gröĂeres Modell anschaffen. Vielleicht kann es dann ja auch schon ein kleiner Erwachsenen-Helm sein.
Im Idealfall fĂ€llt dieser Zeitpunkt mit dem zusammen, an dem der Helm sein Ablaufdatum erreicht hat. Generell gilt nĂ€mlich, dass Sie einen Helm â egal ob Kinder- oder Erwachsenenmodell â nicht lĂ€nger als sechs Jahre nutzen sollten; auch wenn Sie damit unfallfrei geblieben sein sollten. Durch den Einfluss der Witterung oder extreme Temperaturen nutzt sich das Material nach und nach ab und bietet irgendwann nicht mehr genĂŒgend Schutz. Wenn Sie spröde Stellen auf der OberflĂ€che des Helms erkennen können, ist das ein sicheres Zeichen dafĂŒr, dass Sie ihn austauschen sollten.
Auch nach einem Unfall sollten Sie einen neuen Helm kaufen. Selbst wenn er von auĂen noch gut aussieht, lĂ€sst sich nicht ausschlieĂen, dass sich durch einen Sturz im Inneren des Helms Risse oder andere SchĂ€den gebildet haben. Das hat zur Folge, dass der bestmögliche Schutz nicht mehr gewĂ€hrleistet ist. Aus diesem Grund sollten Sie auch nie einen gebrauchten Helm kaufen, weil Sie dessen Vorgeschichte und mögliche SchĂ€den nicht immer nachvollziehen können.
WeiterfĂŒhrende Testberichte
Achtung: Hierbei handelt es sich um einen Vergleich. Wir haben die Kinder-Fahrradhelme nicht selbst getestet.
Im MĂ€rz 2022 gab es einen gemeinsamen Test vom ADAC und von der Stiftung Warentest, bei dem 18 Modelle von Kinder-Fahrradhelmen unter die Lupe genommen wurden. FĂŒnf Modelle ergatterten das Gesamturteil âGutâ, ein Helm ist mit einer mangelhaften Bewertung durchgefallen. In der wichtigsten und mit 50 Prozent Gewichtung gewerteten Testkategorie Unfallschutz konnten jedoch nur zwei Helme eine Note im Bereich âGutâ erzielen â eine schlechtere Bewertung in dieser Kategorie war meist die Folge von wenigen oder keinen Reflektoren, die eine schlechtere Erkennbarkeit zur Folge haben.
Testsieger wurde der Helm Youn-I 2.0 von Abus mit der Note 2,2. Das nur 243 Gramm schwere Modell besitzt ein eingebautes LED-Licht und Reflektoren; zudem schĂŒtzt ein feines Netz vor Insekten. Mit einem Kaufpreis von 50 bis 60 Euro liegt der Helm im mittleren Bereich. Auf Ă€hnliche Werte und zusammen mit dem Testsieger als einziger auf die Note 2,5 im Bereich Unfallschutz kommt der Kinderhelm Casco Mini 2. Dieser hat zwar kein integriertes Licht, dafĂŒr aber einen kleinen Schirm an der vorderen Kante des Helms.
Ein absolutes SchnÀppchen in der Riege der empfehlenswerten Helme ist der Crivit vom Discounter Lidl. Mit einem Preis von lediglich 12 Euro kommt er auf durchgÀngig vorzeigbare Werte und eine Gesamtnote von 2,4. Er besitzt Licht, Reflektoren, Schirm und Insektengitter und sichert sich Rang vier im Test.
Als einziges Modell durchgefallen ist der Helm Linok X Actionteam von Cube. Hier wurden stark erhöhte Werte von Schadstoffen im Polster am Kinnriemen festgestellt. Ebenfalls nicht empfehlenswert wurde der Kinder-Fahrradhelm von Prophete mit einer Gesamtnote von 4,0 bewertet. Dieser fiel in der Testkategorie HitzebestĂ€ndigkeit durch, da sich bei hohen Temperaturen die AuĂenschale zusammenzog und ablöste.
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