Niemand Gin

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Pro

  • Große Bandbreite an Geschmacksnoten
  • Gute Balance der Botanicals
  • Vollmundiger Charakter
  • Mit verschiedenen Tonic Waters kombinierbar

Kontra


Bewertung

9,8 / 10

Fazit

Niemand ist ein ausgewogener Gin, der durch eine kräftige Note mit süßem Beigeschmack überzeugt. Nicht zu Unrecht konnte der Hannoversche Gin bereits mehrere Preise einheimsen, die das Getränk als assoziativen Waldspaziergang auszeichnen.

Jemand namens Niemand

Seit 2015 ist Niemand auf dem Markt und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Bei Gin-Kennern ist das Destillerie-Produkt aus Hannover mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus bekannt. So wird das alkoholhaltige Getränk nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, Großbritannien, der Schweiz, den Benelux-Staaten und sogar Hong Kong in Bars ausgeschenkt.

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Aus Hannover in alle Welt: Niemand.

In den letzten Jahren konnte der Gin bereits mehrere Preise ergattern. Dazu gehören drei Silber- und drei Goldmedaillen.

Silber:

  • Los Angeles International Spirits Competition 2017
  • International Wine & Spirits Competition 2017
  • New York Wind And Spirits Competition

Gold:

  • China Wine & Spirits Awards 2017
  • Singapur Spirit Awards 2018
  • 2019 Japan Spirits Awards

Laut eigener Aussage verzichtet Niemand auf die Gin-typische Zitrusnote und versucht stattdessen, durch natürliche Noten von Rosmarin, Sandelholz und Lavendel zu überzeugen. Zudem soll sich ein Hauch von Apfel, Ingwer, Zimt, Koriander, Vanille, Wacholder und Pinienkernen in dem Destillat verbergen.

Wir haben uns am eigenen Gaumen einen Eindruck verschaffen können und unser Glas mit Niemand erhoben. Im folgenden Test gehen wir dem Geschmack des Gins nach und vollziehen unser ganz persönliches Tasting.

Wie verkoste ich Gin?

In wenigen Schritten können auch Laien und hobbymäßig interessierte Gin-Liebhaber Getränke miteinander vergleichen. Führen Sie ein sogenanntes Nosing-Glas mit dem Gin zunächst an der Nase vorbei und öffnen sie beim Riechen leicht den Mund. Durch dieses Vorgehen können Sie die meisten Aromen identifizieren. Als nächstes nehmen Sie einen Schluck, allerdings nur einen kleinen. Sobald Sie sich an den Gin gewöhnt haben, können Sie im zweiten und dritten Zug größere Schlucke nehmen. Behalten Sie den Gin nun etwas im Mund und benetzen Sie Ihren Mundinnenraum. Das Getränk sollte über die Zunge und die Wangen gleiten, damit sich sämtliche Aromen entfalten können. Zu guter Letzt schlucken Sie den Gin herunter und achten dabei auf das Gefühl, das er im Mund hinterlässt.

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Mit einem Nosing-Glas lässt sich Gin am besten verkosten.

Bei einem Gin-Tasting sind bereits einige Parameter vorgegeben, von denen der Verkoster ausgehen kann. Schließlich befindet sich im Kern eines jeden Gins Wacholder. Dieser Ausgangspunkt ist sogar in einem eigenen Spirituosengesetz festgehalten, um die Reinheit des Getränks zu wahren. Die Ausprägung der Wacholdernote sowie die Aromatisierung des Gins bleiben dem Destillateur überlassen.

Der Geschmack von Wacholder ist mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt. Wacholder zeichnet sich durch ein vollmundiges Aroma aus, das als waldig, harzig oder auch fruchtig beschrieben werden kann. Zudem besticht Gin durch eine leichte bis starke Bitternote. Der klassische Gin hat eine besonders starke Bitternote. Damit sich Gins geschmacklich unterscheiden, haben die diversen Destillerien die Möglichkeit, ihr Produkt durch Beigabe von Botanicals zu individualisieren. Die Kombination verschiedener Botanicals ergibt einzigartige Geschmacksrichtungen; manche Destillerien nutzen lediglich eine Handvoll natürlicher Beigaben, während andere Dutzende von ihnen hinzugeben. Je nach eingesetzten Botanicals ergeben sich fünf verschiedene Geschmacksrichtungen:

  • Zitrushaltig
  • Fruchtig
  • Süß
  • Floral beziehungsweise blumig
  • Würzig

Bei unserem Testobjekt, dem Gin Niemand, handelt es sich um einen Dry Gin. Das heißt, dass er destilliert werden muss und dabei lediglich natürliche oder naturähnliche Gewürze und Aromastoffe verwendet werden. Farbstoffe sind nur dann erlaubt, wenn sie naturidentisch sind. Die Botanicals, also die Pflanzenauszüge, dürfen zu jedem Zeitpunkt des Destillierverfahrens hinzugegeben werden. Die Kennzeichnung „Dry“, also „trocken“, muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass der Geschmack trocken ausfällt. „Dry“ bedeutet lediglich, dass im Anschluss an das Verfahren nicht mehr gesüßt werden darf.

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Ein handcrafted Dry Gin, der darauf wartet, geöffnet zu werden.

So haben wir getestet

Beim Test von Niemand fokussierten wir uns auf die drei Hauptkategorien des Tastings: Aussehen, Geruch und Geschmack. Da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, hielten wir zunächst die individuelle Note von Niemand fest und bewerteten anschließend die Gesamtkomposition. Zu guter Letzt testeten wir den Gin in Kombination mit Tonic Water und Garnituren. Die Garnituren wählten wir auf Grundlage einer Empfehlung des Herstellers.

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Gin und Garnituren stehen bereit zum Test.

Aussehen

Niemands Aussehen ist typisch für einen Gin: Er ist klar. Die durchsichtige Flüssigkeit weist keinerlei Ablagerungen oder Schwebstoffe auf. Beim Drehen des Glases bewegt sich das Getränk leicht im Kreis; die Perlen am Glasrand verflüchtigen sich schnell und deuten von Frische.

Geruch

Der Geruch von Niemand lässt sich wohl am ehesten mit dem Duft eines Nadelwalds im Frühling vergleichen. Hierfür sind vor allem die beigefügten Botanicals Rosmarin, Sandelholz, Pinienkerne und Lavendel verantwortlich. Niemands intensiver Geruch deutet auf einen kräftigen und natürlichen Charakter hin. Darüber hinaus hat der Gin eine fruchtig-frische Note, die bis ins leicht Süßliche reicht: Ein Hauch von Apfel und Ingwer ist erkennbar, zudem kann eine Vanille- sowie eine Zimtnote in den Geruch interpretiert werden. Allerdings stechen sie keinesfalls hervor. Zu guter Letzt bleibt die Gin-typische Wacholdernote. Auch diese ist mit der Nase gut wahrnehmbar, aber nicht dominant und tritt allmählich in den Hintergrund. Auffällig und eine kleine Besonderheit: Niemand verzichtet auf jegliche Zitrus-Botanicals.

Geschmack

Im ersten Moment stellten wir fest, dass Niemand anders schmeckt als er riecht. Der erste Geschmack gleicht dem Biss in einen Tannenzapfen, im positivsten Sinne. Das Versprechen von Niemand erfüllt sich: Mit seinen natürlichen Noten von Sandelholz und Pinienkernen fließt der Gin durch den Mundraum und weckt Assoziationen an einen Waldspaziergang. Doch entgegen dem Geruch entfalten sich die süßlichen Aromen des Gins weitaus stärker. Nach und nach tritt auch der Lavendel zu Tage, mischt sich mit den sanften Aromen von Vanille sowie Apfel und gibt dem Getränk einen prägnanten süßlichen Charakter. Im Nachgeschmack ist eine ausgeprägte fruchtige Note zu erkennen. Zudem ist der Ingwer deutlich schmeckbar; eine leichte Schärfe breitet sich auf der Zunge aus.

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Niemand sieht gut, Niemand riecht angenehm und Niemand ist wohlschmeckend.

Die Kombination macht den Unterschied

Gin pur zu genießen, ist in Bars und Restaurants eher unüblich. Stattdessen besitzt Gin einen Partner fürs Leben: Gin und Tonic sind seit jeher unzertrennlich. Für unseren Test haben wir Niemand mit drei verschiedenen Tonics kombiniert, um die individuelle Note des Hannoveraner Gins zur Geltung zu bringen.

Was ist Tonic Water?

Tonic Water galt als Medizin, um Chinin genießbar zu machen, dass als Heilmittel gegen Malaria eingesetzt wurde. Zu den Basiszutaten gehören neben Chinin noch Zucker, Zitrone und Wasser. Je nach Rezeptur finden weitere Bestandteile wie Zitronengras oder Blüten Verwendung. Die insgesamt bittere Note des Tonics passt sehr gut zur bitteren Note des Wacholders im Gin. Hierin liegt die Perfektion der Harmonie der beiden Getränke begründet.

Klassisches Tonic Water

Für unseren Test haben wir ein Standard-Tonic-Water der Marke Thomas Henry verwendet. Dieses ist von sich aus bereits sehr bitter, weshalb es diese Bitternote auch an den Gin weitergibt. Der Gin Tonic schmeckt eher bitter mit einem waldigen Beigeschmack. Im zweiten Schmecken sticht jedoch auch eine leichte Vanillenote hervor, sodass sich Gin-Tonic-Kombination insgesamt sehr ausgeglichen ist. Niemand besitzt von allem etwas, aber von nichts zu viel.

Elderflower Tonic Water

Als nächstes haben wir Niemand mit einem Holunderblüten-Tonic ebenfalls von Thomas Henry gemischt. Das eher süßliche Tonic Water macht den Gin Tonic weniger bitter. Hier macht sich eine deutlich florale Note, von dem Lavendel dominiert, bemerkbar, sodass der Gin Tonic tendenziell fruchtig schmeckt. Die sanftere Note lässt sich auch mit den Botanicals Vanille, Zimt und Apfel assoziieren. Der Gin Tonic ist lieblich und sommerlich leicht. Er erinnert an einen Waldspaziergang im Sommer, bei dem sich die floralen Düfte blühender Felder mit den herzhaften Noten warmen Nadelholzes vereinen.

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Tonic Water: Des Gins ständiger Begleiter.
Dry Tonic

Als dritte Variante haben wir einen Dry Tonic, also einen trockenen, weniger süßen Tonic, der Marke Schweppes zu Niemand hinzugegeben. Durch den bitteren Geschmack des Tonics werden die fruchtigen Noten des Gins in den Hintergrund gedrängt. Der Gin Tonic ist somit herber und sehr bitter; geschmacklich ist es bereits etwas zu viel Bittere, da der Eigengeschmack von Niemand nahezu komplett verdrängt wird.

Zubereitung von Gin Tonic

Füllen Sie den Gin in ein langhalsiges Gin-Glas. Durch die Form des Glases gehen die Aromen nicht verloren. Füllen Sie es komplett mit großen Eiswürfeln und gießen Sie vier bis sechs Zentiliter hinzu. Anschließend können Sie das Glas mit dem gekühlten Tonic nach Wahl auffüllen. Zu guter Letzt kommt die Garnierung hinzu.

Garnitur

Zum Schluss haben wir die Gin Tonics mit einer Garnitur versehen, die Niemand empfiehlt. Klassischerweise wird Gin Tonic mit einer Zitronenscheibe serviert. Da Niemand bewusst auf die Zitrusnote verzichtet, bietet sich eine Zitronenscheibe wenig an. Wir haben uns der Empfehlung des Herstellers nach für ein Stück Apfel und einen Zweig Rosmarin entschieden, da beide als Botanical im Gin Verwendung finden. Die Garnitur verleiht dem Gin Tonic eine leicht fruchtige und natürliche Note; sie unterstützen den Eigengeschmack von Niemand optimal. Genau darin liegt der Sinn einer Garnitur begraben: den individuellen Geschmack eines Gins zu unterstreichen.

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Apfel und Rosmarin betonen Niemands Charakter.

Beurteilung der Zusammensetzung

Zum Abschluss unseres Tests haben wir die Zusammensetzung von Niemand beurteilt. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Komplexität, der Balance sowie dem Charakter des Gins.

Komplexität

Niemand enthält insgesamt zehn Botanicals. Somit ist er nicht der komplexeste Gin, wenn man ihn mit konkurrierenden Herstellern vergleicht, die ihre Gins mit bis zu 50 verschiedenen Botanicals versetzen. Dennoch können auch wenige Zutaten komplex sein; und dahingehend punktet Niemand auf ganzer Länge. Die Hannoversche Destillerie verbindet fruchtige und florale Noten mit „herben“ Geschmäcken, die an Nadelwälder erinnern. Der Gin ist so komplex, dass er beim Genuss die Assoziation eines Waldspaziergangs im Frühling in einem weckt.

Balance

Der Gin ist insgesamt sehr ausgeglichen. Die einzelnen Noten wechseln sich ab; beginnend bei den Unterschieden, die sich beim Riechen und Schmecken ergeben. Das Zusammenspiel von beidem während des Trinkens ergibt eine einzigartige Komposition. Auch in Kombination mit Tonic Water wirken die Botanicals sehr ausbalanciert. Der natürlich waldige Geschmack, der sich in erster Instanz zeigt, wird von fruchtigen Noten gefolgt, die zugleich einen Hauch von Vanille und Zimt schmecken lassen.

Charakter

Niemands Charakter ist besonders vollmundig und ausgeprägt. Die verwendeten Botanicals treten vollends zu Tage und machen in verschiedenen Stufen auf sich aufmerksam. Der Gin ist weder wässrig noch täuscht er Geschmäcke vor, die nicht enthalten sind. Die Botanicals geben ihm einen natürlichen Charakter, der in keiner Weise künstlich schmeckt.

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Niemand ist wie ein Hauch von Frühling im letzten Schnee des Jahres.

Zusammenfassung

Unter dem Strich können wir festhalten: Niemand ist ein ausgezeichneter Gin. Die individuelle Note des Getränks ist etwas Besonderes und besticht durch eine Mischung aus süßlichfruchtigen sowie lieblichherzhaften Aromen. Die Botanicals gleichen sich sehr gut aus und geben dem Gin seine Balance. Niemands Charakter überzeugt auch nach dem zweiten und dritten Schluck, nachdem sich die verschiedenen Noten im Mundraum entfaltet haben. Besonders positiv ist die Tatsache, dass sich Niemand mit verschiedenen Tonics mischen lässt. Sowohl bitterere Tonics, die den Gin dahingehend ergänzen, als auch süßliche Tonics, welche die fruchtige Seite des Gins betonen, bringen einzigartige Geschmackserlebnisse mit sich: Niemand passt so gut zu Tonic Water wie niemand sonst.

Der Hannoversche Gin hält, was er verspricht: Das Getränk lädt zu einem Spaziergang durch den Nadelwald ein. Wie eine feine Blume, die ihr Haupt durch den letzten Schnee des Jahres erhebt und den Beginn des Frühlings verkündet, zeugt auch Niemand mit seinen floralen Noten von diesem Aufblühen der Natur. In der richtigen Kombination vermag er ebenso, den sommerlich lieblichen Duft von Blumenmeeren inmitten waldigen Nadelholzes einzufangen. Die Assoziation von Natürlichkeit und herber Leichtigkeit gehen mit jedem Schluck von Niemand einher. Niemand ist definitiv jemand, den Gin-Freunde auf der Rechnung haben sollten.


Produktbild: © Netzvergleich | Abb. 1–8: © Netzvergleich