Winterreifen Kaufberatung: So wählen Sie das richtige Produkt
- Das Wichtigste in Kürze
- Die weiche, elastische Gummimischung der Winterreifen gewährleistet bei Kälte nicht nur mehr Bodenhaftung, sondern auch eine bessere Kraftübertragung. Ihr Lamellenprofil sorgt für einen besseren Grip.
- Das EU-Reifenlabel gibt verlässliche Auskünfte über die Kraftstoffeffizienz, die Nasshaftung und das externe Rollgeräusch.
- Ein Kennzeichnungscode aus Zahlen und Buchstaben informiert unter anderem über die Breite, den Querschnitt und die Bauart.
- Einer Faustregel zufolge erfordert der Zeitraum von O bis O, also von Oktober bis Ostern, eine winterfeste Bereifung. Wer trotz winterlicher Straßenverhältnisse mit Sommerreifen unterwegs ist, zahlt aufgrund der situativen Winterreifenpflicht eine hohe Geldbuße.
Mit Winterreifen auf Nummer sicher fahren
Schnee, Glatteis und Matsch – wenn der Winter naht, werden die Straßen rutschig. Damit Autofahrer trotz widriger Witterungsbedingungen weiterhin sicher im Straßenverkehr unterwegs sind, fällt alljährlich zum Einbruch der kalten Jahreszeit ein Austausch von Sommer- zu Winterreifen an. Der regelmäßige Wechsel ist jedoch nicht nur lästig, sondern auch zeitaufwendig. Wer in schneeärmeren Regionen lebt, fragt sich deshalb möglicherweise, ob sich eine derartige Investition überhaupt lohnt. Die Antwort ist eindeutig: Auch bei milderen Winterverhältnissen sind Winterreifen ein Muss. Während Sommergummimischungen schon bei einstelligen Plusgraden in ihren Grenzbereich geraten, wodurch sich das Gummi verhärtet und an Haftung verliert, sind Winterreifen auf solche Temperaturbereiche optimiert. Ihr spezielles Lamellenprofil bietet auf Schnee und Eis die bestmögliche Griffigkeit. Autofahrer sollten also nicht am falschen Ende sparen, wenn sie einen Unfall vermeiden wollen – zumal es auch eine gesetzliche Regelung gibt, die das Aufziehen von Winterreifen vorsieht.
Von O bis O – Zeit für einen Wechsel
Sobald das erste Laub fällt, fragen sich Autofahrer, ob es Zeit für einen Reifenwechsel wird. Um nicht von einem plötzlichen Wetterumschwung überrumpelt zu werden, empfiehlt sich ein rechtzeitiges Handeln. Zwar gibt es keinen gesetzlich festgelegten Tag, an dem ein Wechsel auf die Winterbereifung vorzunehmen ist, die Winterreifen-Verordnung sieht jedoch vor, dass eine Montage mit dem ersten Schnee beziehungsweise der ersten Glätte ansteht. Der ADAC rät hierzu den Reifenwechsel bereits im Herbst durchzuführen, auch um lange Wartezeiten bei den Werkstätten zu vermeiden. Grundsätzlich ist es aber auch im Winter erlaubt, bei milden Temperaturen ohne Schnee beziehungsweise Eis weiter mit Sommerreifen zu fahren.
Zur groben Orientierung gibt es des Weiteren die sogenannte Sieben-Grad-Regel: Sinkt die Außentemperatur auf sieben Grad Celsius, ist es für gewöhnlich an der Zeit, von Sommer- auf Winterreifen zu wechseln. Eine andere Faustregel besagt, dass im Zeitraum von Ostern bis Oktober (von O bis O) die größte Gefahr durch Glatteis und Schnee besteht, was eine winterfeste Bereifung erforderlich macht.
Pflicht bei Eis, Glätte und Schnee: Die Winterreifen-Verordnung
In § 2 Absatz 3a StVO heißt es: „Der Führer eines Kraftfahrzeuges darf dies bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eisglätte oder Reifglätte nur fahren, wenn alle Räder mit Reifen ausgerüstet sind, die unbeschadet der allgemeinen Anforderungen an die Bereifung den Anforderungen des § 36 Absatz 4 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung genügen.“ Damit ist kein spezieller Zeitraum für das Aufziehen von Winterreifen, sondern lediglich eine sogenannte „situative Winterreifenpflicht“ vorgegeben. Das bedeutet, dass nur dann eine Verpflichtung obliegt, wenn tatsächlich winterliche Straßenverhältnisse vorherrschen. Von dieser Pflicht sind folgende Fahrzeuge ausgenommen:
- Nutzfahrzeuge der Land- und Forstwirtschaft
- einspurige Kraftfahrzeuge (motorisierte Zweiräder wie Motorräder)
- Stapler im Sinne des § 2 Nummer 18 der Fahrzeug- Zulassungsverordnung (FZV)
- motorisierte Krankenfahrstühle im Sinne des § 2 Nummer 13 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung
- Einsatzfahrzeuge der in § 35 Absatz 1 genannten Organisationen sowie Spezialfahrzeuge, soweit für diese Fahrzeuge bauartbedingt keine Reifen verfügbar sind
Für die von der situativen Winterreifenpflicht ausgeschlossenen Fahrzeuge gelten besondere Vorschriften: Vor jedem Fahrtantritt müssen die Fahrer prüfen, ob die Fahrt wirklich erforderlich ist.
Erlaubt, aber gewagt: Winterreifen im Sommer
Per Gesetz ist es nicht verboten, auch im Sommer mit Winterbereifung zu fahren. Saisonale Reifen sind jedoch auf die Anforderungen der unterschiedlichen Jahreszeiten spezialisiert. Wie der ADAC in seinem Winterreifen-Test nachgewiesen hat, besteht bei der Verwendung von Winterreifen in den Sommermonaten ein Sicherheitsrisiko. Da die Reifen bei hohen Temperaturen erweichen, werden die Profilblöcke instabil, die Pneus verformen sich und der Gummi liegt auf der Straße. Der erhöhte Rollwiderstand führt zudem zu einem höheren Spritverbrauch. Auf trockenen Fahrbanen schwächeln Winterreifen insbesondere dann, wenn es zum Bremsen kommt. Das liegt daran, dass sich die Bremskräfte schlechter auf die Straßen übertragen. Je mehr Profiltiefe der Reifen besitzt und je höher die Umgebungs- und Asphalttemperaturen, desto länger ist der Bremsweg.
Winterreifenpflicht im Ausland?
Die situative Winterreifenpflicht gilt selbst für Urlauber, die mit ihrem im Ausland zugelassenen Auto auf deutschen Straßen unterwegs sind. Im Ausland gelten dagegen häufig ganz andere Regeln:
- Österreich: Genau wie in Deutschland besteht eine situative Winterreifenpflicht bei Schneematsch, verschneiten Straßen und vereisten Fahrbahnen. Die Reifen müssen über eine Profiltiefe von mindestens fünf Millimetern bei Diagonalbauart oder vier Millimetern bei Radialbauart verfügen.
- Schweiz: Zwar besteht keine generelle Verpflichtung, allerdings kann es im Falle von Verkehrsbehinderungen wegen ungeeigneter Bereifung zu Geldbußen kommen.
- Italien: Aufgrund der uneinheitlichen Regelungen ist es empfehlenswert, sich vor Reiseantritt über die jeweilige Strecke zu erkundigen.
- Frankreich: Auf manchen Gebirgsstraßen besteht eine Winterreifenpflicht mit einer Mindestprofiltiefe von 3,5 Millimetern. Diese Strecken sind in der Regel entsprechend beschildert.
Von „M+S“ zur Schneeflocke
Bis Ende September 2024 werden alle Winterreifen als solche anerkannt, die mit dem sogenannten „M+S“-Symbol gekennzeichnet sind und vor dem Jahr 2018 angefertigt wurden. Die Abkürzung steht für die englische Phrase „Mud and Snow“, zu Deutsch „Matsch und Schnee“. Zur Kennzeichnung befindet sich entweder ein „M+S“, „M*S“ oder „M&S“ auf dem Reifen. Da das Symbol jedoch nicht rechtlich geschützt ist, können Hersteller jeden beliebigen Reifen damit kennzeichnen – selbst dann, wenn er nicht wintertauglich ist.
Um diese rechtliche Lücke zu schließen, müssen Reifen, die nach 2017 produziert wurden, das sogenannte „Alpine“-Symbol tragen, damit sie als Winterreifen gelten. Reifen, die das Schneeflockensymbol tragen, haben eine Prüfung auf Wintereignung bestanden und erfüllen somit gewisse Mindestanforderungen. Eingeführt wurde das dreizackige Bergpiktogramm mit der Schneeflocke von der US-Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit, der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA). Dank der Übergangsfrist bis 2024 müssen Verbraucher ihre Winterreifen zwar nicht sofort austauschen, eine Umrüstung auf Alpine-Reifen empfehlt der ADAC jedoch aus Sicherheitsgründen.
Achtung, Bußgeld!
Wer bei winterlichen Wetterverhältnissen mit Sommerreifen auf den Straßen unterwegs ist, begeht eine Ordnungswidrigkeit und muss mit einem Bußgeld von 60 Euro sowie einem Punkt in Flensburg rechnen. Behindert der Autofahrer obendrein den Verkehr, riskiert er eine Strafzahlung von 80 Euro und ebenfalls einen Punkt. Bei einer Gefährdung des Straßenverkehrs steigt das Bußgeld auf 100 Euro an. Baut der Fahrer aufgrund der falschen Bereifung einen Unfall, fällt eine Strafzahlung von 120 Euro an. Ein vergleichsweise geringes Bußgeld droht zudem all denjenigen, die ihren Winterreifenaufkleber im Fahrzeuginneren angebracht haben und in eine Polizeikontrolle geraten.
Zusätzlich zum Bußgeld muss jeder, der bei Eis und Schnee ohne Winterreifen unterwegs ist, mit Auswirkungen auf den Versicherungsschutz rechnen. Im Falle eines Unfalls kann die Versicherung beispielsweise die Zahlung der Kasko kürzen.
Aufbau, Vorteile und Typen: Alles rund um Winterreifen
Die widrigen Bedingungen auf den verschneiten Straßen erschweren im Winter das Autofahren erheblich. In dieser Zeit sind eine sichere Traktion, Spurstabilität und eine exakte Kraftübertragung unabdingbar – Eigenschaften, die jeder Winterreifen haben sollte. Doch was unterscheidet Winterpneus von der Sommervariante?
Bei Nässe und Eis im Vorteil: Der Aufbau eines Winterreifens
Winterreifen setzen sich aus folgenden Bestandteilen zusammen:
- Die Lauffläche: Die oberste Schicht eines Reifens ist mit einem Profil versehen und stellt den Kontakt zur Fahrbahn her.
- Die Karkasse: Als tragendes Gerüst des Reifens besteht sie aus bis zu zwei in den Gummi eingebetteten Gewebeschichten, einer Kombination aus Kunstfaser, -seide und Stahlcord.
- Die Seitenwand: Sie stellt den äußeren Schutz der Karkasse dar. Auf ihr sind die Reifengröße, der Hersteller und das Produktionsdatum angegeben.
- Die Wulst: Der Innenring trägt dazu bei, dass der Reifen nicht auf der Felge verrutscht.
- Die Innenschicht: Eine Gummibeschichtung im Inneren verhindert das Entweichen von Luft.
Mit weiteren Ausstattungselementen wie einer Felgenschutzleiste oder Spikes optimieren Fahrer die Sicherheit. Eine Felgenschutzleiste aus verstärktem Gummimaterial unterbindet beispielsweise den Kontakt der Felge mit dem Bordstein und verhindert dadurch etwaige Beschädigungen. Winterreifen, die für das Einbauen von Spikes ausgelegt sind, lassen sich in einer Werkstatt mit Ausstattungselementen versehen. Sie verbessern den Grip des Reifens zusätzlich und kommen insbesondere dann zum Einsatz, wenn herkömmliche Winterreifen auf verschneiten Straßen versagen würden.
Die Mischung macht’s: Das Material
Speziell auf kühle Temperaturen (bis sieben Grad Celsius) und Nässe ausgelegt sind Winterreifen nicht anfällig für Verhärtung und bieten in den kalten Jahreszeiten mehr Grip als die Sommervariante. Aufgrund ihrer weicheren, elastischeren Gummimischung gewährleisten sie bei Kälte nicht nur mehr Bodenhaftung, sondern auch eine bessere Kraftübertragung auf den Untergrund.
Die thermoelastische Laufflächenmischung aus Füllstoffen wie Ruß oder Silica (Kieselsäuren), Naturkautschuk sowie verschiedenen Ölen, Harzen und Weichmachern bleibt bei kalten Temperaturen weiterhin griffig, passt sich der Oberflächenstruktur der Straße an und schafft eine Mikroverzahnung. Dadurch haften die Reifen auch bei regennasser Fahrbahn. Für eine Optimierung der Fahreigenschaften sorgt außerdem die Karkasse, ein Gewebe aus Stahldraht und Nylon. Aufgrund der weicheren Gummimischung nutzen sich jedoch Winterreifen schneller als die Sommervariante ab.
Das richtige Profil
Neben der Materialbeschaffenheit unterscheidet sie auch ihr Profil von den Sommerreifen. Damit die Reifen auch bei Matsch und Schnee richtig greifen, müssen sie ein tiefes Profil haben. Andernfalls verliert das Fahrzeug an Bodenhaftung, wodurch das Lenkverhalten eingeschränkt und der Bremsweg verlängert ist. Zwar beträgt die gesetzlich vorgegebene Mindesttiefe für Winterreifen lediglich 1,6 Millimeter, aus Sicherheitsgründen aber empfehlt der ADAC eine Profiltiefe von mindestens vier Millimeter.
Das Profil besteht aus bis zu 2.000 deutlich erkennbaren Lamellen, also Profileinschnitten, die je nach Hersteller wabenförmig, gerade oder wellenförmig angeordnet sind. Dank der größeren Gesamtlänge ist eine besonders effektive Verzahnung mit dem rutschigen Untergrund der Fahrbahnoberfläche, etwa bei Schnee oder Matsch, möglich. Während der Abrollbewegung der Reifen öffnen sich die Lamellen und dringen unter der Radlast in den Schnee ein. Ihre blockartige Anordnung in Längs- und Querkanten verhindert, dass sich Eis und Schnee im Profil festsetzen. Im Vergleich zu Sommerreifen haben Winterpneus mehr Zugkraft und Seitenführung sowie kürzere Bremswege. Bei einer Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern würde ein Auto mit Sommerreifen beispielsweise erst 42 Meter später zum Stillstand kommen.
Ohne Felge, als Komplettrad oder die Sicherheitsvariante?
Man unterscheidet drei verschiedene Arten von Winterreifen:
Winterreifen
Winterreifen ohne Felgen eignen sich für alle Fahrer, die bereits Felgen besitzen. Wer allerdings nur über einen Satz Felgen für Sommer- und Winterreifen verfügt, müsste die Winterreifen in einer Werkstatt auf- und wieder abziehen lassen. Das ist nicht nur umständlich, sondern auch teuer. Die Reifenpreise schwanken zwischen 15 und 870 Euro; hinzu kommen eventuell die Kosten für die Felgen und den Reifenwechsel. Zu den führenden Herstellern gehören derzeit Goodyear, Semperit, Hankook, Nokian, Continental und Pirelli.
Winterkompletträder
Die Kombination aus Reifen und Felgen ist für Autofahrer eine komfortable Lösung. Seien es stabile und gleichzeitig günstige, aber optisch eher unauffällige Stahl- oder teure Designfelgen aus Aluminium – sie sind in jedem Fall sehr praktisch. Ein weiterer Vorteil: Der Reifenwechsel ist von den Verbrauchern selbst durchführbar, wodurch sie sich die Kosten für die Werkstatt sparen können. Die Preise für Kompletträder reichen von 70 Euro für Schnäppchen bis etwa 2.500 Euro für Luxusmodelle.
Runflat-Winterreifen
Dank ihrer Notlaufeigenschaften können Nutzer bei einer Reifenpanne bis zur nächsten Werkstatt weiterfahren. Ein Reifendruckkontrollsystem weist den Fahrer auf den Druckverlust hin. Da die selbsttragende, verstärkte Seitenwand im Falle eines Druckverlustes nicht zusammenfällt und von der Felge rutscht, ist bei einer Geschwindigkeit von höchstens 80 Stundenkilometern eine Strecke von bis zu 80 Kilometern möglich. Erkennbar sind Runflat-Reifen an den Abkürzungen CSR, DSST, HRS, RFT, ROF, SSR, SST, XRP und ZP. Mit durchschnittlichen Kosten zwischen 50 und 400 Euro sind sie etwas teurer als gewöhnliche Winterpneus.
Ganzjahresreifen – eine Alternative?
Wer sich den alljährlichen Reifenwechsel sparen möchte, greift zu den sogenannten Ganzjahresreifen, auch Allwetterreifen genannt. Wenn sie die „M+S“-Kennzeichnung tragen, sind sie auch bei winterlichen Straßenverhältnissen zugelassen. Allwetterreifen vereinen die längs ausgerichteten Rillen der Sommerreifen mit dem Blockprofil der Winterreifen, sodass sie sich sowohl bei warmen Temperaturen als auch bei Schnee und Eis eignen. Bei großen Wassermengen stoßen Ganzjahresreifen allerdings an ihre Grenzen. Zudem kommt es im Sommer zur schnelleren Abnutzung sowie zum höherem Spritverbrauch. Ganzjahresreifen bilden also lediglich einen Kompromiss und eignen sich vor allem für schneeärmere Gegenden oder für Stadtfahrer.
EU-Label, DOT-Nummer und ECE-Prüfzeichen als Entscheidungshilfen
Viele Verbraucher finden sich im Reifendschungel nicht sofort zurecht, weshalb sie sich bei der Kaufentscheidung schwertun. Diese wird durch das EU-Reifenlabel erleichtert, das über die jeweilige Krafteffizienz, Nasshaftung und das externe Rollgeräusch informiert. Das ECE-Prüfzeichen zeigt, dass die Bestandteile des Reifens alle vorgeschriebenen Prüfungen bestanden haben. Die DOT-Nummer informiert schließlich über das Herstellerdatum und somit über das Alter der Reifen.
Ein Plus an Sicherheit mit dem EU-Reifenlabel
Gemäß der Europäischen Reifen-Kennzeichnungs-Verordnung müssen alle Kraftfahrzeugreifen seit dem 1. November 2012 eine Kennzeichnung über die Kraftstoffeffizienzklasse, die Nasshaftungsklasse und die Klasse des externen Rollgeräusches samt Messwert enthalten. Dieses sogenannte Reifenlabel ist entweder als Aufkleber auf der Lauffläche anzubringen oder als gedrucktes Etikett beizugeben. Damit soll bei Fahrern mehr Bewusstsein für Sicherheit, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit im Straßenverkehr geschaffen werden.
Darüber hinaus informiert das EU-Reifenlabel Verbraucher über die wichtigsten Kaufkriterien, etwa die Lebensdauer und Fahrstabilität sowie die Aquaplaning- beziehungsweise Bremseigenschaften. Die Klassifizierung erfolgt in einer farbigen Skala, die von A, der besten Kategorie (grün), bis G (rot) reicht. Das Reifenlabel gilt für Pkw- und Lkw- sowie Transportreifen, nicht jedoch für runderneuerte Reifen, Reifen ohne Straßenzulassung, T-Notradreifen, Oldtimerreifen, Motorradreifen, Reifen für Erdbewegungsmaschinen und Farmreifen.
Die Kraftstoffeffizienz
Die Kraftstoffeffizienz eines Reifens hängt gänzlich von seinem Rollwiderstand ab. Das bedeutet: Je niedriger der Rollwiderstand, desto weniger Sprit verbrauchen Fahrer. Die Zuordnung erfolgt in die Klassen A, die höchste Effizienz, bis G, die niedrigste Effizienz, wobei der Buchstabe D nicht belegt ist, um qualitativ hochwertigere Modelle von Reifen mit einem niedrigeren Leistungsniveau besser unterscheiden zu können. Mit jedem Buchstaben wird der Verbrauch auf 100 Kilometer um 0,1 Liter höher. Bei einer Verwendung von Reifen der Klasse A verbrauchen Fahrer im Vergleich zur Kategorie G bis zu 7,5 Prozent beziehungsweise 0,66 Liter pro 100 Kilometer weniger. Je schwerer die Bewegung, das heißt, je höher der Rollwiderstand, desto mehr Energie beziehungsweise Kraftstoff wird verbraucht.
Die Nasshaftung
Für die Fahrsicherheit ist unter anderem die Nasshaftung der Reifen ausschlaggebend. Hier geht es um die Länge des Bremsweges auf nasser Fahrbahn. Auf dem Reifenlabel sind die Fahreigenschaften bei Nässe und einer Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern jeweils in die Klassen A (grün) bis G (rot) eingeteilt, wobei weder D noch G belegt sind. Der Unterschied von einer zur nächsten Klasse beträgt zwischen drei und sechs Metern, sodass die Bremswegdifferenz zwischen der besten und der schlechtesten Kategorie über 18 Meter ausmacht. Da auch der Reifendruck für die Nasshaftung verantwortlich ist, sollten Verbraucher diesen regelmäßig überprüfen.
Das externe Rollgeräusch
Bei der Angabe des externen Rollgeräuschs handelt es sich um den Dezibelwert, der bei einer Rollgeschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde zustande kommt. Der Wert bezieht sich auf die wahrgenommene Lautstärke beim Vorbeifahren. Auch hinsichtlich des externen Rollgeräusches werden die Reifen in Kassen eingeteilt. Zusätzlich wird die Geräuschklassifizierung als Piktogramm dargestellt. Je mehr schwarze Balken, also Schallwellen, desto höher ist die Lautstärke:
- Drei Balken: Einhaltung des EU-Grenzwertes
- Zwei Balken: Einhaltung oder Unterschreitung (bis drei Dezibel) des EU-Grenzwertes
- Ein Balken: Unterschreitung des EU-Grenzwertes um mehr als drei Dezibel
Bei einem Pkw liegt der niedrigste Wert etwa zwischen 67 (schmale Reifen) und 71 Dezibel (breite Reifen), der höchste zwischen 72 und 76 Dezibel. Da sich die Geräuschemission auf die Gesamtlautstärke des Fahrzeugs auswirkt, beeinflusst ein höherer Wert nicht nur den Fahrkomfort, sondern belastet auch die Umwelt. Zum Vergleich: 75 Dezibel entsprechen der Lautstärke eines Staubsaugers.
Gut bereift: Das ECE-Prüfzeichen
Das ECE-Prüfzeichen ist seit dem Produktionsdatum 1. Oktober 1998 Pflicht und informiert Reifenbesitzer über die Erfüllung der europäischen Norm ECE-R 30, also über die Einhaltung bestimmter Grenzwerte hinsichtlich der Nasshaftung, der Geräuschemission und des Rollwiderstands. Es befindet sich als „E“ in einem Kreis oder als „e“ in einem Rechteck auf der Reifenflanke. Die Kennzahl daneben bezieht sich auf den Zulassungsstaat. Fehlt die Kennzeichnung, stuft der TÜV dies im Rahmen der Hauptuntersuchung als „schweren Mangel“ ein.
Das Reifenalter feststellen: Die DOT-Nummer
Für den Verschleiß der Reifen ist neben Wettereinflüssen wie Feuchtigkeit und Frost auch der Abrieb verantwortlich. Mit zunehmendem Alter härtet der Gummi in Winterreifen aus, sodass die Reifen ihren Zweck nicht mehr richtig erfüllen können. Das Reifenalter ist also ein entscheidender Sicherheitsfaktor. Schlimmstenfalls kann die Fahrinstabilität darunter leiden und zu einer Panne führen.
Über das Alter eines Reifens klärt die sogenannte DOT-Nummer auf, die auf der Reifenflanke eingeprägt ist. Die Abkürzung steht für „Department of Transportion“, dem Verkehrsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika, das diese Kennzeichnung eingeführt hat. Das Herstellerdatum, auch als TIN (Tire Identification Number) geläufig, ist als vierstellige Zahl in einem Oval am Ende der DOT-Nummer vermerkt. Während die ersten beiden Ziffern Auskunft über die Kalenderwoche geben, stehen die letzten beiden für das Produktionsjahr. Lautet die DOT-Nummer also beispielsweise 3809, wurde der Winterreifen Mitte September im Jahr 2009 hergestellt.
Zwar muss eine Altersangabe auf jedem Reifen verzeichnet sein, dennoch ist es zulässig, dass Händler ihre Reifen bei sachgemäßer Lagerung selbst nach fünf Jahren noch als Neuware deklarieren. Ab einem Alter von sechs Jahren sollten die Reifen regelmäßig auf Risse und anderweitige Schäden überprüft werden. Bei richtiger Lagerung halten Winterreifen laut Herstellerangaben häufig bis zu zehn Jahre, spätestens nach acht Jahren sollte jedoch ein Austausch erfolgen.
Breite, Querschnitt und Co.: Die passende Reifengröße finden
Da die Auswahl an Winterreifen auf dem Markt unüberschaubar ist, fragen sich viele Fahrer, wie sie die richtigen Pneus finden. Grundsätzlich ist für jedes Fahrzeugmodell beziehungsweise je nach Hersteller ein bestimmter Typ vorgeschrieben, dessen Größe ideal abgestimmt ist, dass stets Sicherheit und Funktionalität – von der Kraftübertragung über die Fahrstabilität bis hin zur Lastbewegung – gewährleistet werden kann. Neben dem Sicherheitsrisiko sind mit einer Montage ohne Zulassung auch Bußgelder verbunden.
Die relevanten Angaben finden Verbraucher in den Fahrzeugscheinen, genauer gesagt dem CoC-Papier (Certificate of Conformity), unter Punkt 15 sowie direkt auf den Reifen. An den Seitenwänden des Reifens befinden sich verschiedene Informationen in Form von Zahlen- und Buchstabenreihen. Ein Kennzeichnungscode gibt Aufschluss über den Felgendurchmesser, das Querschnittsverhältnis, die Reifenbreite, den Tragfähigkeits- sowie den Geschwindigkeitsindex und könnte beispielsweise 205/55 R16 81V lauten, was aufgeschlüsselt Folgendes bedeutet:
- 205: Die Reifenbreite in Millimeter
- 55: Querschnittsverhältnis (Höhe zu Breite) in Prozent
- R: Die Bauart (in diesem Fall Radialreifen)
- 16: Der Felgendurchmesser in Zoll
- 81: Der Tragfähigkeitsindex als Zahlencode
- V: Der Geschwindigkeitsindex, also die zulässige Höchstgeschwindigkeit
Doch was bedeuten die verschiedenen Werte im Einzelnen? Folgende Auflistung gibt Aufschluss über Reifenbreite, -querschnitt und Co.
Die Reifenbreite
Die Reifenbreite wird in Millimetern angegeben. Standard-Pkw-Reifen sind zwischen 125 und 335 Millimeter breit, wobei die Werte in Zehn-Millimeter-Schritten steigen. Allerdings weicht in der Regel die tatsächliche Breite je nach Hersteller von den nominellen Angaben um wenige Millimeter ab. Während sich auf festgefahrenem Schnee, aber auch trockenen Straßen, im Hinblick auf das Kurvenverhalten und Bremspotenzial eher breite Winterreifen eignen, sind schmalere Varianten auf lockerem Neuschnee ideal. Die größere Auflagefläche breiter Winterreifen sorgt für mehr Bodenhaftung und damit für eine bessere Beschleunigung sowie einen kürzeren Bremsweg. Gleichzeitig besteht bei breiteren Reifen aber auch Aquaplaning-Gefahr. Außerdem verstärkt sich durch den erhöhten Rollwiderstand nicht nur das Abrollgeräusch, sondern auch der Kraftstoffverbrauch.
Der Reifenquerschnitt
Der Reifenquerschnitt führt das Verhältnis zwischen Reifenhöhe und Laufflächenbreite an und wird in Prozent angegeben. Die Angabe „/50“ (als Serie 50 oder 50er Reifen bezeichnet) bedeutet beispielsweise, dass die Reifenhöhe halb so groß ist wie die Reifenbreite. Breite Reifen besitzen einen eher niedrigen Querschnitt. Je breiter die Lauffläche, desto flacher ist nämlich die Reifenflanke. Damit sie Schlaglöcher sicher bewältigen, benötigen Reifen mit einem niedrigen Querschnitt einen höheren Luftdruck. Je größer der Querschnitt, desto größer ist auch der Außenumfang des Komplettrades.
Die Reifenbauart
Die Reifenbauart bezieht sich auf den Aufbau der Karkasse. Man unterscheidet zwischen Diagonalreifen, Diagonal-Gürtelreifen und Radialreifen, wobei es sich bei Radial inzwischen um die Standard-Bauart handelt. Anstelle des „R“s ist manchmal auch lediglich ein Strich, also „–“, angegeben. Alle Reifen eines Kraftfahrzeugs müssen von der gleichen Bauart sein; eine Mischbereifung ist unzulässig.
Der Felgendurchmesser
Der Felgendurchmesser wird radial von Felgenrand zu Felgenrand gemessen und in Zoll angegeben. Für gewöhnlich beläuft sich der Durchmesser auf 10 bis 20 Zoll beziehungsweise 315 bis 440 Millimeter. Winterreifen haben ein besonders hohes Querschnittsverhältnis mit einem guten Federungseffekt.
Der Tragfähigkeitsindex
Der Tragfähigkeitsindex, auch Lastindex, Load-Index (LI) oder Tragfähigkeitskennziffer genannt, gibt an, wie viel Gewicht ein Reifen tragen kann. Jedem LI-Wert wird ein bestimmtes Maximalgewicht bei einem vorgegebenen Luftdruck zugeordnet. Beträgt der LI beispielsweise 78, so beläuft sich die maximal zulässige Last auf 425 Kilogramm. Reifen mit einer besonders hohen Belastbarkeit werden als „Reinforced“, „Extra Load“ oder „XL“ deklariert und sind unter anderem an Kleintransportern, Vans oder Geländewagen zu finden. Neben der Fahrgeschwindigkeit hat auch der Reifendruck einen Einfluss auf die Belastbarkeit der Reifen. So nimmt sie etwa bei sinkendem Luftdruck und erhöhter Geschwindigkeit ab.
Der Geschwindigkeitsindex
Der Geschwindigkeitsindex beziehungsweise Speed-Index (GSY) verrät, wie schnell Verbraucher mit ihren Reifen fahren dürfen. Die Kennzeichnung erfolgt anhand einer Buchstabenskala. So steht „G“ beispielsweise für 90 Stundenkilometer. Die Werte reichen bis zu einer Geschwindigkeit von 270 Kilometern pro Stunde (W). Zu beachten ist, dass Geschwindigkeits- und Tragfähigkeitsindex immer im Zusammenhang betrachtet werden müssen. Mit einem höheren Geschwindigkeitsindex sinkt nämlich die Tragfähigkeit. Im Gegensatz zu Sommerreifen dürfen Winterreifen auch einen niedrigeren Geschwindigkeitsindex haben. Pkw-Reifen mit einem Querschnitt von 45 Prozent oder weniger und einem Speed-Index von mindestens V werden auch als Ultra-High-Performance-Reifen (UHP-Reifen) bezeichnet.
Weiterführende Testberichte
Wichtig: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Vergleich von Winterreifen. Wir haben die abgebildeten Produkte aus Gründen der Verfüg- und Machbarkeit nicht selbst getestet.
Wer an einem vollumfänglichen Test zum Thema Winterreifen interessiert ist, sollte einen Blick auf das Testportal der Stiftung Warentest werfen. Das Testinstitut führt in regelmäßigen Abständen ausführliche Reifentests durch. Zuletzt wurden im Jahr 2015 35 Winterreifen auf Herz und Nieren getestet. Von allen Testkandidaten konnte nur jedes siebte Testmodell bei allen Wetterlagen überzeugen. Drei der getesteten Reifen erhielten das Testprädikat „Gut“. In sechs Testkategorien erreichte der Testsieger von Goodyear die Testnote „Gut“, darunter für das Fahrverhalten auf nasser Fahrbahn sowie auf Schnee und Eis, aber auch für seine Verschleißfestigkeit und seinen Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch. Der Testbereich „Schnelllaufprüfung“ wurde beim Testsieger sogar mit „Sehr gut“ bewertet. Im Jahr zuvor testete die Stiftung Warentest in einem internationalen Gemeinschaftstest mit dem ADAC bereits 28 Winterreifen im Hinblick auf ihr Fahrverhalten bei Eis, Schnee und Nässe. Wiederum zwei Jahre zuvor, also 2012, führte das Testportal ebenfalls einen Test mit insgesamt 31 Winterreifen durch.
Einen aktuelleren Test aus dem Jahr 2018 bietet der ADAC. Hier schnitten in der Klasse der Kleinwagen Continental und Dunlop sowie in der Kompaktklasse Goodyear mit dem Testurteil „Gut“ ab. Die Testergebnisse zeigen, dass die teuren Modelle nicht automatisch die besten Reifen sind. Auch das auf Fahrzeugthemen spezialisierte Magazin AUTO BILD liefert einen ausführlichen Test mit insgesamt 51 Winterreifen. Beim Sicherheitstest auf nasser und schneebedeckter Fahrbahn konnten hier allerding nur 20 Testreifen überzeugen. Vier Testkandidaten erwiesen sich sogar als vorbildlich.
Abb. 1–17: © Netzvergleich